Wie Dieter Morszeck mit Innovation die Unternehmensübergabe vorbereitet

Für viele Mittelständler ist es nicht einfach, den richtigen Unternehmensnachfolger zu finden: Mitunter dauert es Jahre, bis eine Übergabe an den passenden Partner gelingt. So wie bei Dieter Morszeck, der aus dem väterlichen Unternehmen eine innovative Luxusmarke formte. Nun sollen 80 Prozent der Anteile für 640 Mio. Euro den Besitzer wechseln.

Der heutige Abend ist ein Meilenstein für Dieter Morszeck – ein großer Tag für ihn und sein Team von RIMOWA. Voller Vorfreude läuft er durch die Tischreihen und begrüßt seine Gäste aufs Herzlichste. Wozu der feierliche Anlass? Nun, es gilt 115 Jahre Firmengeschichte, Tradition, Fortschritt und Innovation zu feiern. Doch es wird auch noch eine große Überraschung für die rund 150 geladenen Gäste geben. Dieter Morszeck schweigt und genießt. Das Publikum wird noch früh genug sehen, was sich hinter dem großen Vorhang auf der Bühne versteckt. Doch noch ist die Zeit der Enthüllung nicht gekommen – erst soll gebührend gefeiert werden.

Dieter Morszeck (Foto: RIMOWA)

Dieter Morszeck (Foto: RIMOWA)

RIMOWA wagt eine Reise durch die Zeit

Die großzügige Location im amerikanischen Oshkosh ist heute dem Stil der 20er-Jahre nachempfunden. Große, leuchtende Lettern zieren die Wände, eine gut gelaunte Band in weißen Tuxedos spielt lässigen Jazz auf der Bühne. Die bildhübschen Supermodels, die mit ihren schicken Abendkleidern und Federboas echte Hingucker sind, runden die Szenerie wunderbar ab. Sogar Alessandra Ambrosio und Johannes Huebl, die Models der neuen RIMOWA Kampagne, haben sich in Retro-Schale geworfen und begeistern mit ihrem Charme die Zuschauer. Die Stimmung ist ausgelassen, angeregte Gespräche hallen durch den Raum, der sich wahrhaftig wie eine kleine Zeitreise anfühlt.

„Wir wollen heute Pioniere ehren, die es wirklich verdient haben“, erzählt Firmeninhaber Dieter Morszeck. Er selbst strebte in den vergangenen Jahren mit seinem Unternehmen ein ums andere Mal Innovation an, erfand sich und die Marke immer wieder neu. Allein die reiche Familientradition von RIMOWA gibt preis, dass dieser Wunsch schon seit Generationen in der DNA liegt. Die Ereignisse seit der Produktion des ersten RIMOWA Koffers bis hin zum heutigen Abend sind ebenso spannend wie spektakulär.

Eine starke Marke geht um die Welt

Schon im Jahr 1898 verlässt der erste Koffer die Werkstatt von Paul Morszeck, damals noch unter dem Namen „Kofferfabrik Paul Morszeck“. Während das Produktionsmaterial für die Schrank- und Überseekoffer anfangs noch Holz ist, wird wenige Jahre später individuell für die Kunden auch Leder eingesetzt, um noch hochwertigere Produkte zu gestalten und somit einen verlässlichen Begleiter auf Reisen zu bieten. Das Unternehmen wächst, Nachfolger Richard Morszeck bleibt ganz im Geiste seines Vaters und sucht stetig nach neuen Möglichkeiten, bessere und praktischere Koffer zu kreieren.

Ein neuer Durchbruch gelingt ihm, als 1937 der erste Koffer aus Duraluminium auf den Markt kommt. Inspiriert von den ersten Flugzeugen, die komplett aus Metall bestanden, schafft er eine absolute Neuheit, die den Standard setzen sollte. Die Kombination aus leichtem und doch stabilem Material bedeutet einen ganz neuen Komfort und Sicherheit für die Kunden weltweit. Nur wenige Jahre später, mit der Einführung des ikonischen Rillenkoffers, ist RIMOWA nicht mehr aus dem Leben wohlhabender Geschäftsmänner wegzudenken. Innovativer Erfindergeist wurde Realität – und begeistert hunderttausende Reisende gleichermaßen.

Mutige Pionierarbeit zahlt sich aus

Dieter Morszeck unterhält sich angeregt mit einigen Gästen an der Bar, die blau-weiße Beleuchtung hinter dem Tresen lässt die darauf stehenden Gläser leicht schimmern. Noch immer ist ihm die tiefe Freude und Dankbarkeit, den heutigen Abend zu feiern, ins Gesicht geschrieben. Bei jedem Gespräch blitzen seine Augen auf. Er wirkt stets seriös, gleichzeitig strahlt er eine enorme Freundlichkeit und Ruhe aus, die förmlich anstecken. Obwohl er Firmeninhaber der dritten Generation ist, muss er sich wahrlich nicht hinter den Errungenschaften seines Vaters und Großvaters verstecken.

Auch sein Gespür für innovative, neue und revolutionäre Ideen hat in der Vergangenheit Früchte gezeigt. Mit zarten 23 Jahren entwickelt Dieter Morszeck den weltweit ersten wasserdichten Fotokoffer – fortan ein Must-have in der professionellen Fotografen- und Filmszene. Das teure und hochempfindliche Equipment ist nun vor Wasser, hoher Luftfeuchtigkeit und ständig schwankenden Temperaturen sicher. Auch die Herstellung von Koffern unter der Anwendung von Polycarbonat bescheren Dieter Morszeck und RIMOWA weltweit einen bahnbrechenden Erfolg – RIMOWA ist heute auf dem internationalen Markt eine feste Größe und steht für praktische, edle und qualitativ hochwertige Verarbeitung seiner Produkte.

Dieter Morszeck mit den weltbekannten Rollkoffern (Foto: RIMOWA)

Dieter Morszeck mit den weltbekannten Rollkoffern (Foto: RIMOWA)

„A legend grows new wings“

Das Licht in der Festhalle wird gedimmt, die lauten Gespräche verebben allmählich, während die große Breitbildleinwand aufblinkt. Epische Trailer-Musik wird abgespielt, es liegt Spannung im Saal. Mit sonorem Klang verkündet eine Stimme feierlich: „Ladies and Gentlemen. A legend grows new wings.“ Ein Lichtkegel fährt über die Bühne, der große Vorhang wird gelüftet. Dieter Morszeck hat nicht zu viel versprochen: Ein originaler Nachbau des bekannten Flugzeugs Junkers F13 erblickt das Licht der Welt. Eben jenes Flugzeug, das als Inspiration für den ersten Aluminiumkoffer diente. Minutenlanger Applaus, strahlende Augen. Das prachtvolle Flugzeug erstreckt sich quer über die Bühne und sieht schlichtweg atemberaubend aus. Eine Hand voll adrett gekleideter junger Männer und Frauen im 20er-Look präsentieren dazu eine Sonderedition der beliebten Reisekoffer: mit edlen, schwarzen Ledergriffen und der bezeichnenden Junkers F13 auf der Außenschale und dem Innenfutter.

Nach und nach betreten die Hauptakteure des heutigen Abends die Bühne, immer wieder bricht tosender Applaus aus. „Chapeau Dieter, to you and your Team. It’s an absolute beauty“, lobt Johannes Huebl in höchsten Tönen. Auch Dieter Morszeck findet passende Worte an diesem Abend, ehrt seine Vorgänger und alle innovativen Pioniere, die in den letzten Dekaden Geschichte geschrieben haben. Wieder erzählt er davon, was für eine große Bedeutung dieses spezifische Flugzeug in der Geschichte von RIMOWA gespielt habe. Großes Staunen auch, als er berichtet: Die Junkers F13 ist nicht nur hier, um Modell zu stehen. Sie wird im nächsten Jahr fliegen. Tosender Jubel.

Mit dem „Electronic Tag“ ist bereits die nächste Innovation etabliert

Dieter Morszeck setzt sich wieder an seinen Platz, tupft sich die Schweißperlen von der Stirn. Die größte Hürde des Abends ist geschafft. „Ich kann nur immer wieder sagen, wie sehr ich diesen Abend genieße. Nur, weil so viele Querdenker vor uns kamen und so wichtige Schritte in die richtige Richtung getan haben, steht RIMOWA heute da, wo es steht. Das erfüllt mich mit großem Stolz.“ In über 150 Stores in den angesagtesten Städten der Welt sind RIMOWA Produkte zu finden. Seit damals hat die Marke nichts von ihrem Ruf eingebüßt – im Gegenteil. Durch die stetige Veröffentlichung hochwertiger und revolutionärer Produkte ist das weltweite Ansehen von RIMOWA von Jahr zu Jahr gewachsen.

Auch die neueste Innovation ist bereits weltweit etabliert: die sogenannten „Electronic Tags“, die den Reisekomfort der RIMOWA Kunden noch vergrößert. Die von den Airlines bereitgestellten digitalen Gepäckdaten können bequem mit einem Klick vom Smartphone an den Koffer versendet werden. Das Einchecken am Flughafen ist also nur noch eine Sache von Sekunden. Auch hier zeigt sich wieder: Dieter Morszeck und RIMOWA sind stets darauf bedacht, ihr Sortiment zu erweitern und neue Wege zu beschreiten.

Was in diesem Moment noch niemand ahnt: Hinter den Kulissen laufen seit über zwei Jahren schon die Verhandlungen für die Unternehmensübergabe. Anfang 2017 will Dieter Morszeck 80 Prozent seiner Anteile an den französischen Luxuskonzern LVMH verkaufen, zu dem auch Louis Vitton gehört.

Dieser Beitrag erschien zuerst im neuen Business-Magazin “EPOS”. Klicken Sie hier, um das Magazin kostenfrei anzusehen.