Der Junior erbt vom Vater ein mittelständisches Unternehmen: Doch der Betrieb mit 100 Mitarbeitern hat  in der Region einen lausigen Ruf: “Das ist doch die Firma, wo Mitarbeiter nur ein lästiges Übel sind. Kosten, die man möglichst wegrationalisieren muss”. Das Zauberwort “Employer Branding” kannte er noch nicht.

Professor Dr. Jörg Knoblauch (rechts) gemeinsam mit Benjamin Kuttler (links) und Rainer Wälde

Professor Dr. Jörg Knoblauch (rechts) gemeinsam mit Benjamin Kuttler (links) und Rainer Wälde

Vom Loser-Image zum ausgezeichneten Mittelständler

Der Schock sitzt tief: Bestürzt fragt Jörg Knoblauch in seiner Firma nach. Doch die Mitarbeiter zucken nur mit den Achseln: “Na ja, dass wissen wir doch, dass man so über uns redet!”

Mittlerweile hat der Mittelständler die Kehrwende geschafft: Er hat sich vom schlechten Image des väterlichen Betriebs verabschiedet und sein Unternehmen zu einer renommierten Arbeitgebermarke ausgebaut. In seinem neuen Buch “Das Geheimnis der Champions”, das er gemeinsam mit Benjamin Kuttler geschrieben hat, zeigt er seinen Weg vom “Saulus zum Paulus” offen auf.

Der Weg zum erfolgreichen Arbeitgeber – so Knoblauch – begann mit der Kehrtwende vor 100 Mitarbeitern: “Heute ist der Tag der Reue, heute ist der Tag der Buße.” Der Chef entschuldigte sich vor der versammelten Belegschaft, dass er primär auf die Bedürfnisse der Kunden und weniger auf die der Mitarbeiter geachtet hatte.

Damit sich dies änderte, führte Jörg Knoblauch die erste Ideenliste ein. Heute zählt die kostenlose Mitgliedschaft im Fitnesscenter für alle Mitarbeiter zum selbstverständlichen Standard, darüber hinaus werden sie am Gewinn- und am Kapital des Unternehmens beteiligt.

Wie wird man zu einer führenden Arbeitergeber-Marke?

Ich kenne Professor Dr. Jörg Knoblauch bereits seit über 20 Jahren und verfolge die Entwicklung von Tempus auch als Beirat sehr genau: Für mich persönlich verkörpert er drei Eigenschaften, die sicherlich auch ein Teil seines Erfolgs als Arbeitgeber ausmachen:

1. Innovation: Jörg Knoblauch hört das Gras wachsen. Er ist ständig auf der Suche nach neuen Ideen, nach innovativen Vorbildern. Er reist seit Jahren um die Welt, spürt Trends nach, nimmt den Wind der Veränderung auch in anderen Kulturen wahr.

2. Vernetzung: Mit seinem Sprinterclub hat er schon vor Jahren ein Netzwerk von Mittelständlern gegründet, die voneinander lernen wollen und sich gegenseitig unterstützen.

3. Lernbereitschaft: Jedes Jahr organisiert er eine Reise für Unternehmer in die USA, um auch dort von den besten Beispielen vor Ort zu lernen. Wenn wir uns treffen, ist er immer ganz neugierig, was ich an neuen Ideen und Verbesserungsvorschlägen mitgebracht habe und ist auch bereit, sich korrigieren zu lassen.

Diese drei Eigenschaften nehmen täglich auch die Mitarbeiter war, die für tempus arbeiten.

Die Mitarbeiter von tempus

Die Mitarbeiter von tempus

Die kritischen Punkte im Employer-Branding

Sie kennen nicht nur die Licht-, sondern natürlich auch die Schattenseiten ihres Chefs. Auch das gehört wie bei jedem Unternehmer zum Teil der Arbeitgeber-Marke. Jede Charaktereigenschaft, jedes Persönlichkeitsmerkmal des Chefs kann polarisieren: Innovation wirkt auf viele Mitarbeiter anziehend, vor allem dann wenn sie den Arbeitsplatz sichert. Sie kann aber auch Personen abstoßen, die mit häufigen Veränderungen nur schwer zu recht kommen.

Hinzu kommt der Standort, der beim Employer Branding auch zu den kritischen Punkten zählt: Der Firmensitz von tempus liegt auf der schwäbischen Alb: Giengen an der Brenz ist nicht gerade der Nabel der Welt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig zu erreichen, trotz des exzellenten Autobahn-Anschlusses.

Der Chef als Mentor

Um wie Professor Knoblauch dauerhaft am Markt erfolgreich zu sein ist Pfiffigkeit gefragt, damit potentielle Mitarbeiter ausgerechnet in Giengen arbeiten wollen: Seit vielen Jahren bietet der Unternehmer regelmäßig Praktika an und hat mehrere junge Leute, die durch Assistenzaufgaben an die Firma herangeführt werden. Als Chef schlüpft er hier in die Mentorenrolle, agiert transparent und kann so die besten Nachwuchskräfte für sein Unternehmen gewinnen.

Auch Benjamin Kuttler ist auf diesem Weg zur Firma gekommen: Zuerst Praktikant, dann festangestellter Assistent und jetzt Ko-Autor des neuen Businessbuches. Er listet im neuen Buch auf, was tempus unternimmt, um die besten Mitarbeiter zu finden und zu binden. Hier einige Beispiele:

Das Geheimnis der Champions

  • Jährliche Mitarbeiterbeurteilungen, um Hochleistungsteams zu bauen.
  • Für jeden Mitarbeiter gibt es ein Zielbuch, die Erreichungsquote wird jährlich ausgewertet.
  • Alle zwei Jahre beurteilen die Mitarbeiter ihre Vorgesetzten und vergeben Noten.
  • Gezieltes Feedback an Bewerber – bereits innerhalb von 24 Stunden.
  • Jährliche Umfragen zum Gehalt: 90 Prozent bestätigen ihr Wunschgehalt zu erhalten.

Das neue Praxisbuch von Jörg Knoblauch und Benjamin Kuttler listet insgesamt 30 Unternehmen auf, die als Vorreiter im Personalmanagement gelten. Für mich persönlich ist es ein gelungenes Brevier, um die eigene Mitarbeiterkultur zu überprüfen und von den Champions der unterschiedlichen Branchen zu lernen.