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Hören Sie auch so gerne gute Geschichten wie ich? Unsere Kultur basiert auf Geschichten – aber nicht nur deswegen lieben wir sie. Geschichten sind lebendiger und anschaulicher als nüchterne Fakten, sie unterhalten und entspannen die Zuhörer, wirken im Unterbewusstsein weiter und verankern Erkenntnisse tief. Geschichten vermitteln Lebenserfahrung, erweitern unser Repertoire an Verhaltensmustern, vermitteln Normen und Werte, motivieren uns und machen uns glücklich. Und das ist nicht nur mit irgendwelchen Märchen so, sondern gerade mit den Geschichten, die wir selbst erleben: Geschichten von Siegen, von Verlusten, von Krisen und Heldentaten, die wir in großer und kleiner Runde immer wieder gern erzählen.
Geschichten prägen unsere Identität
Vor kurzem habe ich mich mit meinem Vater getroffen und ihn gebeten, mir einmal die interessantesten Geschichten zu erzählen. Zuerst war er gar nicht begeistert, obwohl er immer gerne aus seinem Leben berichtet. Mein Wunsch, seine Geschichten mit Mikrophon und Videokamera aufzuzeichnen, hat ihn doch etwas irritiert. Aber dann sprach er stundenlang am Stück während die Kamera lief.
Ich glaube, dass die Geschichten unseres Lebens ein zentrales Element unserer Identität sind. Deshalb lade ich Sie zum Beginn des neuen Jahres ein: Schreiben Sie Ihre Erlebnisse auf! Legen Sie sich für Ihr Storytelling eine schöne Kladde zu und notieren Sie darin die wichtigsten Geschichten Ihres Lebens.
Entdecken Sie unbekannte Talente
Das Ergebnis muss ganz und gar nicht druckfertig sein – gehen Sie einfach mit Ihrem Herzen daran und schreiben Sie die Geschichten Ihres Lebens, von Hand, mit Fehlern, ganz egal. Es ist nur für Sie selbst. Ich verspreche Ihnen, Sie werden Erstaunliches entdecken: einen roten Faden, der sich durch die Geschichten durchzieht, Talente, die Sie haben, ein Erbe, das Sie übernommen haben und nun leben.
Auch die Videoaufnahmen mit meinem Vater waren eine rundum beglückende Erfahrung – für uns beide. Ich habe sehr viel über ihn gelernt. Und über mich selbst – denn in den Geschichten meines Vaters fand ich mich natürlich wieder mit all meinen Wurzeln, die meine Identität auch ausmachen. Übrigens: In wenigen Tagen wird er 91 Jahre alt.
Da sprichst Du mir aus dem Herzen! Die wichtigsten und wertvollsten “Fakten” werden erst lebendig, wenn ein Mensch sie erlebt und erzählt, sie uns aus seiner Sicht aufschließt und in seine Sicht mit hineinnimmt. Das heißt wohl dann auch: Leben teilen! Martin Buber hat mal gesagt: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung!” Auch wenn man nicht live dabei ist, erlebt man noch so viel von einem Menschen und seiner Geschichte in einer guten Aufzeichnung, ob Notiz oder Video, dass das einen großen Wert haben kann wie bei Deinem Vater. Das hat mich vor Jahren auch motiviert, meine Diplomarbeit über die Werte von Talk-Sendungen und Interviews zu schreiben und heute hast Du mich wieder ein bisschen neu motiviert, den Wert zu sehen und dranzubleiben! Danke! Liebe Grüße und Gottes Segen
Das gleiche gilt auch für meinen Bereich- den Sport. Das was viele Sportfans Tradition nennen, ist meist eine Ansammlung von Geschichten, die irgendwann mal passiert sind und die offenbar auch Identität schaffen.
Lieber Herr Zohner,
danke für die Rückmeldung – das Storytelling ist im Sport besonders stark, wie das “Wunder von Bern” beweist, das nicht nur den Weg ins Kino, sondern jetzt auch ins Theater geschafft hat.
Herzliche Grüße, Rainer Wälde