

Wir starten mit einem Adventskaffee und setzen damit einen neuen Akzent. Doch gemeinsam freuen wir uns alle auf den jährlichen Höhepunkt: Das zweitägige Straßenfest. Bis spät in die Nacht sitzen wir unter dem Sternenhimmel, lernen die neu Hinzugezogenen kennen, vertiefen unsere bewährte Nachbarschaft. Am Sonntagmorgen dann der Frühschoppen, anschließend wird gemeinsam abgebaut. So läuft es über Jahre.
Die Kultur der Nachbarschaft verändert sich
Der „Jackpot“ unserer guten Nachbarschaft wird geschätzt und auch gepflegt. Doch dann beginnt die Erosion: Langsam und unmerklich. Im Haus gegenüber wechseln die Mieter im Jahrestakt. Das Paar daneben hat geerbt und zieht aus. Doch die neuen Parteien bleiben reserviert, stellen sich nicht vor, lassen sich auch von der Herzlichkeit der anderen nicht aus ihrer Reserve locken. Dann zieht Birgits Familie nach Amerika. Die modernen Business-Nomaden verlassen nach und nach auch unser Neubaugebiet.
Mit den Neuen, die kommen, ändert sich auch die Kultur. Zum ersten Mal fällt das traditionelle Straßenfest aus, die Zahl derjenigen, die sich seit Jahren engagieren, wird immer weniger. Auch die Kultur der gemeinsamen Geburtstage verblasst. Meine Frau und ich erleben, wie unserem Adventskaffee – auch von den neuen Nachbarn geschätzt wird, doch es gibt keine Gegeneinladungen mehr.
Bis auf Kerstin und Jörg: Sie sind so herzlich wie am ersten Tag. Zu viert stehen wir auf der Straße. Da kommt ein wenig bekanntes Gesicht auf mich zu: „Ich bin der Martin und habe mich noch gar nicht vorgestellt. Wir wohnen bereits seit fünf Jahren hier…“