Heute feiert mein Blog ein besonderes Jubiläum. 12 Jahre nach dem Start schreibe ich heute meinen 500. Beitrag. Es geht um die XXL-Frage vieler Menschen: Wie finde ich Sinn für mein Leben?

Sinn ist wie eine Reise oder ein Weg
Durch Zufall bin ich auf den Wortstamm von Sinn gestoßen: “Sent” bedeutet soviel wie Reise oder Weg. Einen Sinn für das eigene Leben zu finden, ist nichts statisches, sondern eher ein Werdeweg.
In den letzten fünf Monaten habe ich sehr viel über die Sinnfrage meines Lebens nachgedacht. Den Auslöser dafür stelle ich Ihnen in einem weiteren Blogbeitrag vor.
Ich persönlich habe es schon mehrfach erlebt, dass ein kleine Musterunterbrechung große Auswirkung haben kann: Ein Lebensumbruch, eine Trennung, eine Jobwechsel, ein Umzug kündigen sich meist lange vorher an. Je mehr Parameter sich ändern, desto drängender wird die Frage: Macht das alles noch Sinn?
Der Tod macht uns Angst
Noch drängender wird die Frage nach dem Sinn, wenn eine schwere Krankheit diagnostiziert wird und das Leben aus dem Tritt gerät. Plötzlich steht die eigene Endlichkeit vor Augen. Oder wie es der amerikanische Psychotherapeut Irvin Dr. Yalom ausdrückt: “Die Physikalität des Todes vernichtet uns zwar, aber der Gedanke an ihn kann uns retten.”
Es ist wie in der Mediathek: Wenn ich meinen Lebensfilm gedanklich bis zum Ende vorspule, hilft mir das, mein eigenes Handeln im Hier und Jetzt neu zu denken: Will ich wirklich so weitermachen wie bisher? Im Blick auf das eigene Ende kommt es nach meiner Erfahrung schneller zu einem klaren “Nein”.
Der Tod macht uns Angst. Gleichzeitig beschleunigt schon der Gedanke daran die eigenen Entscheidungen. Mit meinem Coach habe ich am Montag folgende Übung gemacht: Ich spule mein Leben um 10 Jahre vorwärts: Was müsste sich verändern, was müsste passieren, dass ich es im Jahr 2034 nicht bereue?
Die 4 zentralen Fragen
Zugegeben: Auf den ersten Blick fiel es mir sehr schwer, über eine so lange Zeitspanne nachzudenken, zumal es sehr viel Unsicherheit und viele Unbekannte gibt, die ich heute nicht einschätzen kann.
Doch dann habe ich gemerkt, wie wesentlich dieser Blick nach vorne ist, um im Hier und heute neuen Sinn zu finden. Es geht um die Frage, wie ich mein Leben gestalten möchte. Welche Werte sind mir wichtig und wofür will ich in Erinnerung bleiben?
Die Psychologie-Professorin Tatjana Schnell hat mit Kilian Trotier gerade ein neues Buch veröffentlicht: “Sinn finden.” Die Sinnforscherin hat vier zentrale Fragen entwickelt:
1. Kenne ich die Richtung, die ich verfolge?
2. Glaube ich, es ist egal, dasss es mich gibt, oder ist mein Dasein von Belang?
3. Habe ich meinen Platz auf dieser Welt gefunden?
4. Ist mein Leben schlüssig? Passen meine sozialen Rollen zusammen?
Den Blick auf das Wesentliche richten
Mir persönlich helfen diese Fragen, um meinen Blick auf das Wesentliche zu richten: Was möchte ich in den nächsten Jahren wirklich bewegen? Ein Schwerpunkt ist die Drehbuch-Akademie, die ich in diesem Jahr mit vier Freunden und Kollegen gegründet habe. Wir wollen junge Mediengestalter ausbilden und motivieren, ihre Geschichten zu erzählen.
Ein zweiter Schwerpunkt ist mein ehrenamtliches Engagement für Nordhessen. Neben dem wöchentlichen Online-Magazin Nordhessenliebe.de soll es nächstes Jahr auch ein Print-Magazin geben. Ich möchte gerne inspirierende Menschen und Manufakturen, aber auch besondere Orte in Nordhessen vorstellen.
Mit einem Team von sieben Nordhessen habe ich mich letzte Woche getroffen, um gemeinsam auch Veranstaltungen und Initiativen in der Region zu koordinieren. Dazu gehört auch das 24-Stunden-Gebet für Nordhessen, das meine Frau seit vier Jahren initiiert und die Zukunftsmanufaktur im Mai nächsten Jahres.
Wo kann ich für andere Menschen da sein?
Tatjana Schnell hat in der letzten Woche einen Beitrag für “Die Zeit” geschrieben.: “Der Sinn ist zwar eine persönliche Erfahrung. Es braucht mehr als die Einzelne oder den Einzelnen, damit er entsteht.”
Viele Menschen in unserer Gesellschaft – so Schnell – drehen sich um die Frage: Wie tue ich mir selbst etwas Gutes? Doch die Sinnforschung zeigt klar auf, dass es bei der Sinnfrage um etwas ganz anderes geht: “Indem ich in die Welt schaue und frage, was es zu tun gibt und wie ich für andere da sein kann.”
Diese Aussage deckt sich auch mit meiner Beobachtung: Immer dann, wenn ich mit anderen Menschen gemeinsam überlege, wie wir die Welt um uns herum positiv mitgestalten können, schenkt dies jedem einzelnen Erfüllung und Sinn.
Danke für Ihre Treue
Lassen Sie mich an dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön anfügen an alle Leserinnen und Leser, die diesen Blog regelmäßig verfolgen. Einige schreiben mir hin und wieder, andere jede Woche und reagieren persönlich auf die Themen.
Darüber freue ich mich besonders. Es zeigt mir, dass auch dieser Blog seit 12 Jahren eine Sinn-volle Arbeit ist.
Herzliche Grüße
Rainer Wälde