In der letzten Woche habe ich ein neues Wort gelernt: ARTSY. Ein junger Schauspieler, der zum Fotoshooting bei mir war, hat es mir mitgebracht. Seitdem denke ich darüber nach, was ein artsy Lebensstil ausmacht und bin auf einige interessante Ideen gestoßen.

Vince – Fotos: Rainer Wälde

Kreativität im Alltag

Ich habe erstmal gegoogelt. Der Begriff “artsy” (künstlerisch, kunstvoll) beschreibt ein Leben, das stark von Kunst, Kreativität und einem Sinn für Ästhetik geprägt ist.

Auf den ersten Blick passt diese Beschreibung ganz gut zu meinem Alltag als Medien-Coach und Schriftsteller. Gleichzeitig ist der Zugang zur Kreativität fragil und muss ständig mit neuen Impulsen vital gehalten werden.

Da ich selbst keine Kinder habe, treffe ich mich sehr gerne mit jungen Leuten. Viele sind bei Instagram unterwegs und so realisieren wir gemeinsam kreative Bildideen. Wie mit Vince, der mit der Idee für artsy Fotos zu mir kam.

Er hatte drei Taschen mit Requisiten dabei. Darunter auch den silbernen Kopfschmuck. Also einfach mal ausprobieren. Neues entdecken und auf kreative Lösungen kommen.

Das Leben als Leinwand

Ich persönlich liebe den Gedanken, das eigene Leben als Leinwand zu sehen, auf dem täglich ein neues Bild entstehen kann. Mir hilft dies aus den alltäglichen Routinen auszubrechen und in die Freiheit zu kommen, die es als Selbständiger braucht, um vital und kreativ zu bleiben.

Besonders wichtig ist es mir, die neuronalen Autobahnen in meinen Gedanken zu verlassen und neue kreative Seitenstraßen zu erkunden.

Mir persönlich hat es in diesem Sommer sehr geholfen, neue Formen auszuprobieren. So habe ich neben den Morgenseiten und den Werkstattbesuchen, über die ich bereits berichtet habe, auch neue Collagen erstellt. Sie illustrieren, wie ich mir mein Leben in den nächsten Jahren vorstelle.

Die Binde von den Augen nehmen

Trotz aller Ideen beobachte ich an mir, dass ich manchmal auch “blind” bin und eine Augenbinde trage. Mit Vince habe ich ein Foto aufgenommen, dass diese innere Blindheit illustriert und mich selbst mahnt, meine Binde im Alltag abzunehmen.

Ich mag dieses Foto sehr gerne, weil es mich daran erinnert, die bequemen Trampelpfade zu verlassen und neue Formen der Kreativität ausprobieren. So wie am nächsten Samstag.

Durch einen Post bei Instagram habe ich erfahren, dass sich in Offenbach 20 Fotografen treffen, um gemeinsam neue Bildideen auszuprobieren. Spontan habe ich mich dazu angemeldet, obwohl ich keinen der Kollegen kenne und bin sehr gespannt, was wir als Gemeinschaft entwickeln.

Weg von der Standardisierung

Vor Jahren habe ich für das Fernsehen einen Film über einen jungen Architekten aus dem Ruhrpott gedreht, der als Liedermacher auch Konzerte gibt. Von ihm stammt das Lied “Farbe kommt in dein Leben, wenn der Meistermaler malt.”

Das liegt Jahrzehnte zurück, doch Christian Löer ist immer noch unterwegs. Er hat vor drei Jahren sein Comeback gestartet und propagiert in seinem Song die Horizonterweiterung. Ich glaube damit trifft er den Punkt.

In einer Gesellschaft, die von Effektivität und Geschwindigkeit geprägt ist, hilft ein artsy Lebensstil, unserem Alltag Tiefe und auch eine persönliche Signatur zu verleihen. Also nicht das zu machen, was alle anderen machen, sondern die eigene Lösung zu finden.

Hinter jeder Torte steckt eine Geschichte

Um echt und authentisch zu leben, muss ich die Standardisierung verlassen. Neue Wege suchen, kreative Auswege entdecken. Gestern habe ich mit Miriam Fuchs einer jungen Konditorin gesprochen, die sich Anfang Oktober selbständig gemacht hat.

Sie hat mir erzählt, dass sie ihre Cookies eben nicht rund wie die Massenware im Supermarkt macht. Sie röstet ihre Nüsse selbst, bezieht das Mehl von einer Bäuerin aus dem selben Ort. Verziert ihre kunstvollen Torten mit getrockneten Gräsern.

“Hinter jeder Torte steckt eine Geschichte”, sagt Miriam Fuchs und nimmt ganz bewußt keine standardisierten Convenience-Produkte. Einen artsy Lebensstil zu führen, ist letztlich eine Wahl. Eine Entscheidung, die ich als Selbständiger, als Unternehmer für mich immer wieder neu treffen muss.

Wer aus den Routinen das Alltags heraustritt, den Standards der Branche und neue Wege beschreitet, geht Risiken ein. Gleichzeitig öffnet sich aber auch die Chance, selbst zum Schöpfer zu werden und eigene Meisterwerke zu schaffen.