Heute möchte ich Ihnen einen außergewöhnlichen Sommerfilm empfehlen: “Geliebte Köchin” ist eine Parabel auf das Leben und nachhaltige Ernährung, die wir durch Convenience und Fast Food verloren haben.
Ein Meisterwerk für alle Sinne
Bereits die ersten 17 Minuten dieses Filmes sind so außergewöhnlich, dass man sie gleich noch einmal ansehen will. Juliette Binoche spielt eine Köchin im 19. Jahrhundert, die mit Leidenschaft das Sommergemüse erntet und zubereitet.
Diese 17 Minuten machen deutlich, welche Schätze der guten Ernährung wir zwischen Maggi und McDonald verloren haben. Wie einfach und wie geschmacklich reich eine Gemüsesuppe aus dem eigenen Garten sein kann.
“Hast du schon einmal weinen müssen, als du etwas gegessen hast” fragt Juliette Binoche ein junges Mädchen am Küchentisch. “Nein”, sagt sie. Damit trifft sie überspitzt den wunden Punkt.
Dieser Film illustriert eine verlorene Welt, die mit Tiefkühlpizza und Geschmacksverstärkern untergegangen ist. Gleichzeitig macht er Lust, die einfache und gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln wieder zu entdecken.
Die eigenen Geschmacksnerven neu justieren
In diesem Film gibt es keine Musik, nur Geräusche, die unsere Geschmacksnerven wieder justieren. Auf das ursprüngliche Leben ausrichten.
Daneben geht es um die großen Themen: Freiheit und Liebe. Aber auch das Mentoring der nächsten Generation, um die Weisheit und den Erfahrungsschatz an die kommenden Generationen weiterzugeben.
Mehrfach hat mich der Film an die Permakultur einer Freundin im Dorf erinnert. Sie fokussiert sich seit einigen Jahren auf den Anbau von Kräutern und saisonalem Gemüse und erobert diesen Bereich wieder neu für ihre Familie.
Ist gute Nahrung dekadent?
Wer diese cineastische Erzählung aus dem 19. Jahrhundert mit der Weltsicht von 2024 ansieht, kommt sicher an den Punkt gute Ernährung als dekadent anzusehen. Der Spleen einer kleinen Elite.
Sicher fehlt einer berufstätigen Familie häufig die Zeit, eigenes Gemüse anzubauen, selbst wieder Kirschen und Birnen einzukochen. Doch gerade die Liebe zu jeder Bohne, zu jeder Karotte, die selbst angebaut und geerntet wird, signalisiert den Wert guter Nahrung.
Ich glaube, dass der filmerische Blick auf das ursprüngliche Landleben auch den Wert, den wir Lebensmitteln geben verändert. Kommt es bei dem Gemüse aus dem Supermarkt wirklich nur auf makelloses Aussehen und den günstigen Preis an?
Vielleicht hat Gemüse mit optischen Mängeln, das wir schnell ablehnen, mehr Geschmackstiefe als wir vermuten? Sie merken schon: Dieser Film rüttelt an unserem Wertesystem, an die Substanz, was wir essen und wie wir es zubereiten.
Gleichzeitig ist er eine Ode an die Langsamkeit, der Entschleunigung, um wirklich mit allen Sinnen wieder zu genießen.
Sommerpause
Mit diesem Beitrag beginnt auch für mich die Entschleunigung. Ich verabschiede mich bis nach der Sommerpause und wünsche Ihnen erholsame Juli und Augustwochen.
Herzliche Grüße
Rainer Wälde