Christoph Dümmen beschreibt sich selbst als Denker und kreativen Innovator. Doch nach 20 unternehmerischen Jahren stellt er sich beruflich neu auf und geht ein großes Risiko ein: Mit einer neuen App will er den Markt revolutionieren.

Foto: shutterstock

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Spross eines Weihnachtsstern-Imperiums

Man würde nicht im Traum daran denken, dass Christoph Dümmen Gartenbau studiert hat und in einer Familie aufwuchs, die mit der Kultivierung von Weihnachtssternen weltweit erfolgreich ist. Entspannt sitzt er auf einem orangen Ledersessel im Besprechungszimmer seines Start-up-Unternehmens im Herzen von Wiesbaden. Das einzige, was an seine Tage als Gärtner erinnern könnte, ist die kleine Palme, die den Raum dekoriert, aber das war es auch schon. Der Rest seines sechsköpfigen Teams arbeitet im Nebenzimmer an einer neuen App, die den Nutzen und Einfachheit in die informationsüberflutete digitale Welt zurückbringen soll. Das Zauberwort: Lokales Internet.

Schon als Kind schnupperte Christoph Dümmen Unternehmerluft. Seine Eltern traten stets als starkes Team auf, seine Mutter war hochgeachtet für ihre organisatorische Durchschlagskraft, sein Vater brillant darin, sich dem ständig wandelnden Markt anzupassen. Sowohl die eigenen Produkte änderten sich über die Jahre – begonnen mit Gemüse und Schnittblumen bis hin zu den bekannten Weihnachtssternen – als auch die Locations für den Anbau. Als junger Mann begleitet Christoph Dümmen seinen Vater auf Geschäftsreisen durch Europa, Nord- und Mittelamerika.


Die Konkurrenz schläft nicht – und attackiert

Eine Aussage begleitet ihn seit frühen Jahren: „Das Wichtigste ist das Erkennen und Wahrnehmen von Chancen“, meint Christoph Dümmen. Eine Weisheit, die ihm sein Vater schon mit auf den Weg gab. Folgerichtig nimmt er die Chance wahr, in das Familienunternehmen einzusteigen. Nach seinem Studium in Geisenheim übertragen ihm seine Eltern bereits früh große Verantwortung für weltweite Ableger des Unternehmens. Eine Rolle, die er in jungen Jahren noch nicht ausfüllen kann. Zusätzlich erschweren aggressive Bremsversuche der internationalen Konkurrenz die Bedingungen.

„Wir hatten damals mit großen amerikanischen Konzernen zu kämpfen, die versuchten, dem Betrieb durch falsche Anschuldigungen die Lizenzen zu entziehen. Darunter litten meine Eltern massiv.“ Christoph Dümmen hält kurz inne. „Meinen Einstieg haben wir einfach nicht gut gestalten können.“ Die Familie muss sich monatelang mit der Staatsanwaltschaft und unzähligen Prozessen herumschlagen. Für Christoph Dümmen ist der Moment gekommen, eigene Wege zu beschreiten und Abstand vom Familienunternehmen zu gewinnen.


Beruflich und privat Profi

Er zögert nicht lange: Nach einer intensiven Trainerausbildung macht er sein Hobby zum Beruf. Als selbständiger Trainer im IT-Bereich feiert er schnell Erfolge. „Ich denke, dass mich die Kombination aus fachlicher und sozialer Kompetenz erfolgreich hat werden lassen“, reflektiert er und fährt fort: „Natürlich habe ich mich immer mehr in die verschiedenen Gebiete eingearbeitet – Programmierung, Datenbanken, Projektmanagement.“ Christoph Dümmen steht von seinem Ledersessel auf und geht zur Küchenzeile des Büros, um sich einen Kaffee zu machen.

„Ein Kunde bat mich damals hartnäckig, in seiner Unternehmensberatung einzusteigen“, erzählt er weiter. Zunächst lehnt er das Angebot ab, da die langen Arbeitszeiten bis in die späten Abendstunden sehr auf die Kosten seiner Familie gehen würden. Undenkbar für ihn. „Kleine Kinder zu Hause zu haben heißt für mich, dass meine Jeans an den Knien durchgescheuert sein müssen. Ich möchte nicht nur einen beruflichen Fokus haben, ich möchte mich auch privat auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Und das ist meine Familie.“ Nach einigen guten Verhandlungen bezüglich der Arbeitszeiten steigt Christoph Dümmen schließlich mit ein. „Ich wollte eine Vision verfolgen, die größer ist als ich selbst. Politische Reformen umzusetzen und zu begleiten, das ist für mich die Motivation für den Wechsel gewesen.“


Der IT-Experte in der Politik

Zehn Jahre lang ist er im Bereich strategischer Steuerung, Rechnungsprüfung und Datenanalyse tätig, sein größter Kunde ist Dr. Thilo Sarrazin, damals Berliner Senator für Finanzen. Dessen Ziel ist es, die strategische Steuerung von Reformprozessen einzuführen. „Ich habe Dr. Sarrazin als extrem kompetenten Menschen kennen gelernt, der wirklich nur das Beste für seine Stadt will. Und tatsächlich war er auch hinter verschlossenen Türen ähnlich polarisierend, wie man es aus der Öffentlichkeit kannte“, verrät Christoph Dümmen. Doch obwohl er, sein Team und Thilo Sarrazin mit großem Engagement an dem Projekt arbeiten, kommt es letztlich nicht zum erhofften Erfolg: Sarrazin legt sein Amt nieder, die Berliner Verwaltung stampft das Projekt ein. Eine Enttäuschung für Christoph Dümmen.

Christph Dümmen

Christoph Dümmen

Grüner Daumen auch im Start-up?

In den Folgejahren wird sein Drang zu innovativen Projekten immer größer. „Ich will Innovation nicht nur in Gedanken durchspielen, ich will sie umsetzen!“ Ende 2014 kündigt er seinen Job und tut sich mit einem Arbeitskollegen zusammen. Beide verfolgen den Plan, eine App zu entwickeln, die die Interaktion zwischen Menschen vereinfachen soll. „Schließlich hört die Interaktion zwischen Menschen heutzutage nach WhatsApp und Facebook auf. Wir werden diese Lücke füllen, der Bedarf danach ist gewaltig. Das Zauberwort ist lokales Internet. Das ist der Trend der Zukunft.“

Christoph Dümmen läuft ins Office nebenan und öffnet den Prototypen der App. Anhand einiger Beispiele erklärt er den Gedanken hinter dem Projekt. „Meine Interessen werden durch die App in meiner Umgebung sichtbar, meine persönlichen Daten aber nicht. Und auch ich sehe die Interessen meiner Mitmenschen. Dadurch kann ich mit ihnen in Kontakt treten – ob ich jetzt eine Wanderung machen oder einen gebrauchten Kühlschrank in meiner Nachbarschaft anbieten will. In dieser App werden alle Interaktionen gebündelt, die bislang noch über viele Spezial-Apps geschehen.“


Die neue Positionierung birgt wertvolle Gedanken

Kurz vor Projektbeginn trifft er sich mit Rainer Wälde, der einen Redaktionsplan für sein Blog erstellt und mit ihm an seiner neuen Positionierung feilt. Ein wichtiger Schritt, der Christoph Dümmen hilft, sich auf seine Stärken zu besinnen. „Außerdem wurde mir klar, wofür ich meinen Business-Blog nutzen wollte. Es sollte weniger um mich als Person gehen, sondern vielmehr darum, das Unternehmen und unsere Vision nach außen zu tragen.“ Ein wichtiges Unterfangen, um zukünftig auf Investoren zugehen zu können und auch potenziellen Mitarbeitern einen Einblick zu gewähren. „Klare Kommunikation und Transparenz schafft Vertrauen. Der Prozess mit Rainer Wälde hat mir geholfen, klare Botschaften zu formulieren.“

Redakteurin Dorothee Köhler unterstützt Christoph Dümmen bei seinen regelmäßigen Blogbeiträgen. Auch bei den Texten der Website ist sie mit von der Partie und gibt dem Team um den Visionär Christoph Dümmen wertvolle Tipps. Er kann absolut auf sein kompetentes und motiviertes Team zählen. Und dieses Team braucht er auch: „Neun von zehn Start-ups scheitern. Die spannende Phase beginnt für uns erst noch.“ Doch für heute ist erst einmal Schluss. Was seine Pläne sind? „Heute beginnt der Weihnachtsmarkt in Wiesbaden. Mein Kollege Ben hier ist Amerikaner und neu in Deutschland. Der hat jeden Tag ein anderes kulinarisches Aha-Erlebnis“, meint Christoph Dümmen und lacht laut. Manchmal sind eben auch die innovativsten Köpfe mit den einfachsten Dingen zu begeistern – sei es mit einer App oder weltbekanntem Christstollen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in Rainer Wäldes Business Magazin „MarkenHerz“. Klicken Sie hier, um das vollständige Magazin kostenfrei herunterzuladen.