Gehören Sie auch zu den Menschen, die sich gerne in Details verlieren, bevor sie ihre Projekte oder Produkte der Öffentlichkeit zeigen? Oder geben Sie Brieftexte erst frei, wenn Sie der Meinung sind, dass diese nicht mehr verbessert werden können? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Herzlich willkommen im Club der Perfektionisten.

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In diesem Gastbeitrag zeigt Ihnen die Kommunikations-Expertin Monika Bylitza, wie Sie diese Kreativitätskiller überwinden. Nach ihrer Erfahrung verlieren die Mitglieder des Clubs schnell ihre kreative Schaffenskraft, den Spaß an der Sache und den Glauben an sich selbst.

Perfektionismus hat viele Facetten

Mal ist er ein warnendes Stoppschild, das uns vor dummen Fehlern oder Abgründen schützt. Gott sei Dank! Er kann kurzfristig aus der Reserve locken und uns mit einer großen Portion Adrenalin versorgen, das zu Höchstleistungen führt. Aber Vorsicht! Dauerhafte Adrenalinzufuhr versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, ruiniert die Gesundheit und verhindert kreatives Denken. Das fördert chronische Selbstzweifel und macht jeden Tag unsicherer. Wenn mal etwas nicht klappt, was aus meiner Sicht zur Regel gehört, sind Perfektionisten die ersten, die Selbstkritik üben und sich zynisch selbst zerfleischen.

Tipp: Stärken Sie Ihre Stärken und bitten Kollegen, Mitarbeiter oder Freunde um Hilfe, wenn sie etwas besser können. Fangen Sie auf keinen Fall an, sich mit Nobelpreisträgern, Bestsellerautoren oder anderen Helden zu vergleichen! Es gibt eine Wahrheit, die für alle gilt: Talente sind ungleich verteilt und Ihre Aufgabe ist es nicht, über eine gerechte Verteilung von Gaben und Fähigkeiten zu philosophieren – sondern Ihre Aufgaben zu erledigen.

Analysieren Sie weniger

Viele Perfektionisten verzetteln sich in unwichtigen Details und stellen häufig fest, dass ihnen ein wichtiges Projekt über den Kopf wächst. Jedes Thema bietet die Chance einer Detailversessenheit. Wenn eine bedrohliche Deadline im Kalender steht, werden Perfektionisten schnell zu unangenehmen Zeitgenossen und setzen andere und sich selbst professionell unter Druck. Wenn Sie zusätzlich an Aufschieberits leiden oder Angst vor Fehlern haben, bahnt sich ein emotionales Gewitter an. Mein Lieblingszitat zu diesem Thema stammt von Klaus Linneweh: „Wer unter Druck oder aus Angst vor Versagen Entscheidungen trifft, springt aus dem Fenster, ohne die Feuerleiter zu sehen.“ Ich stimme dem Zitat zu und weiß selber sehr genau, dass es eine Herausforderung ist, nicht aus dem Fenster zu springen. Glauben Sie mir bitte: Kein Mensch erwartet von Ihnen Wunder. Springen Sie nicht aus dem Fenster! Geben Sie Ihr Bestes und das muss genügen.

Tipp: Legen Sie vor jedem Projekt die erfolgsentscheidenden Punkte fest und konzentrieren sich in der Recherche ausschließlich auf diese Themen. Rechnen Sie in Ihrer Planung mit Fehlern und Verzögerungen. Kein Mensch ist unfehlbar, und das ist gut so. Die größten Erfindungen in der Menschheitsgeschichte sind aus Fehlern hervorgegangen!

Nehmen Sie sich so, wie Sie sind

Eine bittere Pille, die jeder Perfektionist schlucken muss, ist die, dass er es niemals allen Menschen recht machen wird. Es ist eine Illusion zu glauben, dass Perfektion vor Kritik schützt. Im Gegenteil. Jeder Mensch kennt in seinem Leben notorische Nörgler, die immer ein Haar in der Suppe finden. Wenn Sie sich von denen antreiben lassen, werden Sie zwangsläufig Ihre Ziele aus den Augen verlieren und verlieren Ihre Durchsetzungskraft und Standfestigkeit.

Tipp: Trauen Sie sich, fertig zu werden, und lernen Sie, zu dem zu stehen, was Sie in einem angemessenen Zeitraum erarbeitet haben.

Genießen Sie Pausen

Bevor Sie sich unter Druck setzen lassen, sollten Sie regelmäßig kleine Auszeiten in Ihren Tagesablauf integrieren, um Abstand zu gewinnen. Schauen Sie aus einer anderen Perspektive auf die Dinge, die gerade in Ihrem Gehirn nach Perfektion schreien. Konzentrieren Sie sich auf den Prozess und nicht auf das Ergebnis. Schauen Sie mit kindlicher Neugier auf die nächsten Schritte und genießen beim Betrachten die Geschenke, die Ihnen eine Pause anbietet. Zugegeben, das klingt sehr einfach, aber Auszeiten sind der erste Schritt aus der Perfektionismusfalle.

Tipp: Planen Sie jeden Tag eine Mittagspause, in der Sie sich entspannen und guten Ideen die Chance geben, Ihnen Lösungen zu schenken. Ohne Kompromisse – jeden Tag!

Lernen vom Clown Grock

Auf die Frage nach dem Geheimnis seines Erfolges gab der weltberühmte Clown folgende Antwort: „Bevor ich in die Manege gehe, schaue ich durch ein kleines Loch im Vorhang und sage: „Mein liebes, liebes Publikum, ich danke Dir, dass Du gekommen bist, um mich zu sehen. Ich werde heute mein Bestes geben, um dich zu unterhalten. Das muss genügen.“

Fazit:
Kein Mensch ist perfekt – versuchen Sie es deshalb erst gar nicht!