Schreiben kann wie ein Taschenmesser sehr nützlich sein: Es hilft die Gedanken zu sortieren, innerlich zur Ruhe zu kommen, dort wo vorher Chaos war. Ich schreibe seit meinem 15. Lebensjahr aus Lust um Texten. Schreiben ist bis heute ein wichtiger Teil meiner Identität.

schreiben
Foto: shutterstock

Die heilsame Wirkung von Worten

Seit einigen Wochen schreibe ich jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen drei Seiten, manchmal sind es auch sechs. Ich versuche in Worte zu fassen, was mich seit der Gutshof-Krise innerlich bewegt.

“Schreiben ist ein Heilmittel” behauptet der Autor Christian Mihai. “Es kann Therapie sein”, erklärte der Psychologe David Lätsch. Durch mein tägliches Schreiben kann ich bestätigen, wie hilfreich dieses Ritual für mich geworden ist, um neue Energie und neue Kreativität zu gewinnen.

Letzte Woche war ich zwei Tage in einem Resilienz-Seminar. Ich habe in kurzer Zeit über 24 Seiten A4 an Ideen und Anregungen aufgeschrieben. Ein innerer Dialog meiner Gefühle, um auch nach der Krise neuen Sinn zu finden.

Schreiben ist ein “potential space”

Donald Winnicott hat einen sehr schönen Begriff für das Schreiben gefunden. Er nennt ihn “potential space” – einen Möglichkeitsraum. Er öffnet sich zwischen der “inneren Realität von Menschen und der externen objektiven Realität”.

Im täglichen Schreiben erlebe ich, wie meine eigenen Gefühle und die Außenwelt in einen spannenden Dialog treten. Ich erkenne neue Chancen und Möglichkeiten.

Für die bekannte Regisseurin Doris Dörrie ist “das Schreiben für mich ein Schutzraum”. Hier kann ich ungeschützt meine Gefühle notieren und sie gleichzeitig auch reflektieren. Wichtig ist dabei das haptische Erlebnis. Ich verwende ein großes Notizbuch und einen blauen Stift, um morgens schnell in den Schreibfluss zu kommen.

Dabei helfen mir die Worte auch schmerzhafte Erlebnisse unter die Füße zu bekommen. So wie es Virginia Woolf ausgedrückt hat. Schreiben sei wie ein “Zimmer für sich allein”.

Wie neues Selbstvertrauen entsteht

Ich selbst liebe das Schreiben in der Gruppe und freue mich schon auf das nächste Schreibseminar im Mai. Gerade in der kleinen Gruppe profitieren viele von der Gemeinschaft und der persönlichen Wertschätzung.

Beides ist notwendig, um das Schreiben als wichtige Lebensmelodie in den Alltag zu integrieren. Die Gruppe hilft dabei, auch die inneren Kritiker in Schach zu halten, die jeder Autor kennt. Stattdessen erleben wir gemeinsam, wieviel spielerisch Schreiben auch sein kann. Wieviel Glück und innere Erfüllung es mit sich bringt.

Für mich persönlich ist Schreiben ein wichtiger Entfaltungsraum, um neue Ideen auszuprobieren. Er bietet zudem einen Freiraum, um neue Facetten meiner Persönlichkeit zu entdecken. Probieren Sie es einfach aus und entdecken Sie für sich neue Möglichkeitsräume.

Mein Buchtipp für die Osterferien