Von Löwen und Löwinnen kann man lernen, was ein Auftritt ist, den andere nicht so schnell vergessen. Löwen setzen sich perfekt in Szene. In diesem Gastbeitrag stellt Ihnen meine Kollegin Martina Haas ihrer persönliche Löwen-Strategie vor, um einen souveränen Eindruck zu hinterlassen.

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Den Feinden die Zähne zeigen

Das Spiel mit der Stimme beherrschen die Löwen vortrefflich: Die Bandbreite reicht – ich hatte es schon erwähnt – vom Schnurren über das Knurren bis hin zum Fauchen und lautstarken Brüllen. Den Feinden die Zähne zu zeigen, reicht aus, diese zu erschrecken, man muss ein Löwengebiss nur betrachten, dann braucht es kein Brüllen und Fauchen mehr.

Löwen sind, anders als viele Menschen, in sich stimmig, sie verstellen sich nicht, was nicht heißt, dass sie im Kampf und bei der Jagd nicht trickreich vorgehen. Im Grundsatz jedoch gilt: Der Löwe ist sich seiner Stärke bewusst, er braucht keine Theatralik.

Und nicht zuletzt haben die ausgewachsenen Löwenherren prachtvolle Mähnen. Übrigens hegen die Löwendamen dafür bestimmte Präferenzen: Je üppiger und dunkler die Mähne, desto begehrter der Löwe. Es ist wie bei den Menschen: Erfolg, Macht und jedwede Potenz wird auch an Äußerlichkeiten festgemacht.

Zeigen Sie Profil

Wir sollten unverwechselbar sein, um im Meer der nahezu austauschbaren Mainstream-Leute positiv aufzufallen. Das bedeutet: Wir sollten etwas zu sagen haben und dies dann auch noch gekonnt tun, um in Erinnerung zu bleiben. Mit Fokus zu einem starken Profil zu kommen, verschafft uns wiederum den besten Platz im Fokus anderer. Doppel-Fokus. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Profis zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass sie ihre Hausaufgaben in Sachen Üben, Trainieren und Verfeinern gemacht haben. Profis sind originell, aber nicht im Sinne von „Herumkaspern“. Es geht um die Originalität der Gedankenführung und des Auftritts, der der Persönlichkeit entsprechen muss, um ein wirklich starker zu sein. Das heißt nicht, dass jeder von uns das Rad neu erfinden müsste. Jeder kann und muss jedoch seine ureigene Sicht der Dinge herausarbeiten und andere in einem zweiten Schritt an seinen Ideen und Erfahrungen teilhaben lassen.

Jürgen Klopp – Foto: Marco Iacobucci EPP / Shutterstock.com

Ein gutes Beispiel für eine starke Marke ist Fußballtrainer Jürgen Klopp. Die Presse beschreibt ihn als positiv verrückten Trainer und Chefcoach, der über Fußball spricht wie ein Fußballfan. Klopp hatenorm hohe Sympathiewerte. Diese verdankt er sowohl den sportlichen Erfolgen als auch seiner kommunikativen Art.

Wie alle starken Marken polarisiert er: Man findet ihn entweder super oder man mag ihn gar nicht oder eine ganz eigene Kategorie: Man findet ihn toll, aber er trainiert den Gegner… Es geht nicht darum, ob wir seine kernigen Sprüche und seine Emotionalität mögen. Klopp ist unverwechselbar und vor allem ist er immer glaubwürdig. Jürgen Klopp bleibt in Erinnerung.

Die Zutaten für einen souveränen Auftritt

Ein guter Auftritt resultiert aus dem gekonnten Zusammenspiel von Inhalt, Optik, Stimme und Sprechweise im Gesamtkontext des Ambientes. Das ist eine ganze Menge an Voraussetzungen, die man im Blick haben muss. Doch sehen Sie es positiv: Wir können an vielen Stellschrauben drehen, um beim Agieren vor Publikum zu reüssieren.

Dabei meine ich nicht nur die „echten“ Auftritte beim Regionalfernsehsender, als Münchner Oberbürgermeister beim Fassanstich auf dem Oktoberfest, als Chefin des örtlichen Gründerinnen- und Unternehmerinnennetzwerks bei der Neujahrsansprache, als Bereichsleiter bei der Begrüßung auf der Führungskräftekonferenz oder als Mitarbeiter bei Präsentationen.

Im Grunde stehen wir den lieben langen Tag auf der Bühne, nämlich schon dann, wenn auch nur eine Person den Raum betritt. Sobald wir „im Dienst“ sind, haben wir uns dementsprechend professionell zu verhalten. Das sind wir uns schuldig und als Mitarbeiter auch unserem Arbeitgeber.

Gesamtstrategie für den nachhaltigen Auftritt

Es reicht nicht, von Zeit zu Zeit einen guten Auftritt hinzulegen, gut zu performen. Es geht um gleichbleibend hohe Qualität, um mittel- und langfristige Ziele wie einen hohen Bekanntheitsgrad gepaart mit guter Reputation und dem Status eines Experten, einer Expertin zu erreichen. Das erfordert permanenten Einsatz. Nur Dranbleiben wird belohnt.

Natürlich ist es eleganter, wenn andere Menschen einen loben, einem Türen öffnen und einen weiterempfehlen. Doch wenn es kein anderer tut, bist du eben selbst in der Pflicht, für entsprechende Außenwirkung zu sorgen und in Erinnerung zu bleiben, Kontakt aufzubauen. Leistung muss kommuniziert werden, wenn sie ins Bewusstsein anderer und dabei vor allem der Entscheider rücken soll. Und während man selbst zugange ist, sollte man parallel die erforderlichen Netzwerke aufbauen, damit das mit den Empfehlungen irgendwann klappt.

Meine Federn gehören mir

Wollen Sie verhindern, dass sich jemand mit fremden, nämlich Ihren Federn schmückt, sollten Sie aktiv werden – und zwar frühzeitig, bevor es zu spät ist. Meistens kennen wir unsere Pappenheimer, die sich gerne die Ergebnisse und Erfolge anderer zueignen. Es sind Kollegen, aber auch Vorgesetzte. Selbstständige sollten in Richtung Ideenklau die Augen offen halten. Es wird schamlos abgekupfert und gegen Urheberrechte verstoßen.

Generalisten managen die Vielfalt

Wenn Sie angesichts des Hinweises, wie wichtig der Expertenstatus ist, zusammenzuckten, weil Sie gerade kein Experte, sondern ein Generalist sind und bisweilen mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, dass Generalisten von allem ein wenig und nichts richtig können, können Sie aufatmen: Diese Klippe umschiffen Sie gekonnt, indem Sie von sich aus prophylaktisch darauf hinweisen,dass das Managen vieler Aufgaben genau ihre Expertise ist. Sie halten viele Bälle gleichzeitig in der Luft, das kann nicht jeder.

Vermarktungsbooster: Vom Ende her denken

Konsequente Vermarktung sollte so früh wie möglich mit im Fokus stehen. Wenn das Produkt, die Dienstleistung entwickelt ist, ist es zu spät, sich Gedanken über so wesentliche Dinge wie Zielgruppen, Vermarktungsstrategien und den Vertrieb zu machen. Das gilt ähnlich auch für Mitarbeiter. Wer nur die Inhalte für eine Präsentation zusammenträgt, sich jedoch keine Gedanken darum macht, wie er die Inhalte verständlich und attraktiv präsentiert, bringt sich zumindest um den halben Erfolg.