Eine Sommergrippe hat mich letzte Woche lahm gelegt und mir fünf Tage Zeit zum Nachdenken geschenkt. Was motiviert mich eigentlich, über viele Jahre immer wieder zu schreiben? Was ist mein innerer Antrieb?

Foto: Patrick Pfaff

Die beiden Ansichten der Medaille Glück

Der erste Gedanke, der mich beschleicht, wenn sich eine Grippe anmeldet: Jetzt habe ich genügend Zeit, um zu lesen! Schreiben und Lesen sind für mich die beiden Ansichten der Medaille GLÜCK.

Ich erlebe tiefes Glück, wenn ich neue Autoren entdecke und in ihre Welten eintauchen. Doch dann scharre ich ziemlich schnell auch wieder mit den eigenen Hufen und muss raus auf die Koppel und eigene Texte schreiben.

Beide Elemente meines Glücks haben bei mir jahrzehntelange Tradition. Seit dem 14. Lebensjahre schreibe ich regelmäßig. Zuerst für die Schülerzeitung, später für die Tageszeitung.

Was viele nicht wissen: Ich habe mit Theaterkritiken angefangen. Bereits als Teenager habe ich fast alle Premieren des Stadttheaters Freiburg als junger Reporter erlebt: Oper, Schauspiel, Ballett, Musical. Das gesamte Repertoire eines Spartentheaters und sehr viele Kritiken geschrieben.

Mein Bonusglück: Eine junge Germanistikstudentin hat meine Texte kritisch mit mir diskutiert. Das hat meine Beobachtungsgabe, meinen Stil und auch meinen textlichen Ausdruck geschärft.

Ich schreibe, weil es das ist, was ich bin

Zu meinen Vorbildern als Autor zählt Elisabeth George. Bei ihr habe ich letzte Woche ein sehr schönes Zitat gefunden: “Ich schreibe, weil ich schreiben wollte, weil ich schreiben sollte, weil ich zum Schreiben berufen war … Ich schreibe, weil es das ist, was ich bin.” Besser könnte ich es selbst nicht ausdrücken.

In den letzten Jahren habe ich etliche Autoren auf dem Weg zu ihrem eigenen Buch begleitet. Viele haben die Begabung zum Schreiben und auch die Idee für ihr Buch. Doch häufig fehlt die persönliche Anleitung.

Aus diesem Grund habe ich dazu einen Online-Kurs veröffentlicht, um die wichtigsten Schritte zu klären. Er hilft sehr gut, um Klarheit zu gewinnen und einen Coach zu haben, der durch den Schreibprozess begleitet.

Allerdings betont Elisabeth George auch, dass es drei wesentliche Eigenschaften braucht, damit es dauerhaft gelingt “Talent, den leidenschaftlichen Drang zum Schreiben und Disziplin.”

Ich persönlich glaube, dass man sehr gut das Handwerkzeug lernen kann, um gute Texte und spannende Geschichten zu schreiben. Das einzige, was nicht gelehrt werden kann, ist die Selbstdisziplin.

Schreiben an die erste Stelle setzen

Elisabeth George bringt das Dilemma auf den Punkt: “Wenn alles, was ihr besitzt, Talent oder Leidenschaft ist, wenn alles, worüber ihr verfügt, Talent und Leidenschaft ist, werdet ihr nichts veröffentlichen.”

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dies nur bestätigen: Es braucht vor allem Selbstdisziplin. Oder wie es George ausdrückt: Das Schreiben an die erste Stelle zu setzten.

Ich muss meine Arbeit selbst wichtig nehmen, sie priorisieren. Mit persönlich hilft es, feste Schreibtermine in meinem Kalender zu haben: Jeden Mittwoch um 9 Uhr schreibe ich den Text für diesen Blog. Jeden Freitag um 11 Uhr ein neues Portrait für mein Online-Magazin Nordhessenliebe.

Von Bestseller-Autoren lernen

Vor einigen Jahren saß ich mit dem Bestseller-Autor Pater Anselm Grün bei einem gemeinsamen Frühstück. Dabei hat er mir verraten, dass er nur deshalb so viele Bücher veröffentlichen kann, weil er feste Schreibzeiten hat.

Jede Woche schreibt er an zwei Vormittagen von 6 bis 8 Uhr. Als er mir dies erzählte, schaute ich ihn ungläubig an. Wöchentlich vier Stunden? Das kann doch nicht sein!

Doch Pater Anselm Grün hat bewiesen, dass diese Selbstdisziplin reicht, um jährlich zwei bis drei neue Bücher zu veröffentlichen. Über die Jahrzehnte sind hunderte von Büchern erschienen.

Die Gesamtauflage seiner Ratgeber liegt bei 14 Mio. Büchern, sie wurden in 30 Sprachen übersetzt.

Schreiben ist wie die Luft zum Atmen

Vor zwei Wochen ist der bekannte Schriftsteller Paul Auster gestorben. Über seiner Todesanzeige stand folgender Satz: “Niemand kann sagen, wo ein Buch herkommt, am wenigsten derjenige, der es geschrieben hat.”

Dieses Zitat stammt aus seinem Buch Leviathan.

Auster hat sein Leben schreibend verbracht. “Der Roman ist der einzige Ort auf der Welt, an dem zwei Fremde sich in uneingeschränkter Zweisamkeit begegnen können. Ich habe mein Leben im Gespräch mit Menschen verbracht, die ich nie gesehen habe… und hoffe, dies bis zu meinem letzten Atemzug zu tun. Es ist das Einzige, was ich jemals wollte.”

Brauchen Sie einen Unterstützer?

Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, bei denen schon seit Jahren die Idee zu einem eigenen Buch in der Schublade schlummert. Falls Sie dazu den ersten Schritt machen wollen, stehe ich Ihnen gerne als Unterstützer zur Verfügung.

Am letzten Wochenende im August biete ich mein Schreibseminar an: Drei Tage in einer kleinen Gruppe, um konzentriert die ersten Schritte zu gehen. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie hier.

Ich würde mich freuen, wenn wir uns am 31. August im Gutshof treffen und bin sehr gespannt auf Ihre Buchidee.