Prof. Artur Fischer, Fotos: www.fischer.de

Prof. Artur Fischer, Fotos: www.fischer.de

Personal Branding – das klingt für viele nach der bewussten Inszenierung einer gar nicht vorhandenen Persönlichkeit, nach etwas, das zum täglichen zwielichtigen Geschäft von Imageexperten und PR-Strategen gehört. Deren Ziel: irgendwelchen Promis publicityträchtige Charaktereigenschaften anzuhängen, um ihnen ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit zu verhelfen.

Ich möchte Ihnen versichern: Das verstehe ich definitiv nicht unter Personal Branding. Sicher, es geht um Markenbildung, es geht darum, sich selbst als starke Personenmarke in den Köpfen der Mitmenschen zu verankern, sichtbarer zu werden und mehr Erfolg zu haben – aber keinesfalls mit konstruierten Wesenszügen oder ausgedachten Marotten, sondern als echte, natürliche, authentische Person. Jeder Mensch ist ein Original und steht mit seinem Namen, mit seinem Leben für etwas: für ein Thema, für eine Botschaft, für eine Haltung. Und wenn er dieses Thema, diese Botschaft, diese Haltung ergründet und reflektiert hat und dann mit ihr nach außen geht, sie konsequent, konsistent und klar kommuniziert – dann ist das Personal Branding.

Der “schwäbische Leonardo” 

Artur Fischer

Bestes Beispiel für eine solche starke Personenmarke ist für mich der „schwäbische Leonardo“ Artur Fischer. Dass der gelernte Bauschlosser aus dem Schwarzwald einer der bedeutendsten Erfinder weltweit ist, begeistert mich immer wieder! Er hält weit über 1.000 Patente und mehrere Tausend Schutzrechte. Zu seinen berühmtesten Erfindungen zählen die Fischer-Dübel aus Kunststoff, aufsteckbare Blitzlichtwürfel für Fotoapparate und natürlich das Fischertechnik-Baukastensystem, das Sie sicherlich kennen. Regional stark verwurzelt, hat der schwäbische Tüftler im tiefsten Schwarzwald die Fischerwerke gegründet und sie nicht nur zu einem erfolgreichen Unternehmen gemacht, sondern damit auch Wohlstand und Beschäftigung in eine verarmte Region gebracht. Wer nicht zu ihm in die Firma kommen konnte, hatte die Möglichkeit, in Heimarbeit für die Fischerwerke zu arbeiten – selbst in den Bauernstuben der Schwarzwälder war Artur Fischer also präsent, und das auf eine sehr gute bodenständige Art und Weise.

Eine glaubwürdige Persönlichkeit

Artur Fischer nimmt die Menschen und ihre Anliegen ernst, seien es nun seine Mitarbeiter oder seine Kunden. Er ist kein Zahlenmensch, das war er wohl noch nie. Zahlen, Budgets, betriebswirtschaftliche Auswertungen interessierten ihn immer erst an zweiter Stelle. Gute Lösungen stehen bei ihm im Vordergrund, und dafür tüftelt er stunden- und tagelang. Kreativität steht bei ihm hoch im Kurs, und so beschreitet er ständig neue Wege – selbst heute noch, kurz nach seinem 93. Geburtstag. Sein Unternehmen hat er zwar an seinen Sohn übergeben, er selbst steht aber nach wie vor jeden Tag in seiner Erfinderwerkstatt und brütet darüber, wie er gewisse Probleme für seine Kunden lösen kann. Was ihm gänzlich fehlt, ist Eitelkeit. Und sicherlich hat er sich keinen einzigen Gedanken darüber gemacht, ob und warum er eine Personenmarke ist und wofür diese Personenmarke denn nun genau steht. Auch deshalb ist Artur Fischer für mich ein Original.

Auszug aus meinem Buch “Personal Branding”….