Mit 100 Jahren hat die Schwedin Danny Carlson ihren eigenen Blog gestartet. Sie beschreibt darin ihren Alltag und gilt als älteste Bloggerin der Welt. “Das Lustige mag ich am Meisten”, sagte die 109jährige und hatte ihre Schreibblockaden längst überwunden.

Schreibblockaden

Zuerst zwei Stunden duschen?

In den letzten 10 Jahren habe ich zahlreiche Selbständige und Führungskräfte beim Start ihres eigenen Blogs begleitet. Manche bloggen bis heute voller Energie – andere kämpfen immer wieder mit Schreibblockaden. Auf diesem Hintergrund möchte ich heute mit Ihnen meine eigenen Erfahrungen teilen und die von anderen Autoren.

Sicher kennen Sie den kolumbianischen Bestsellerautor Gabriel Garcia Márquez. Für seine Werke wurde er mit dem Nobelpreis in Literatur ausgezeichnet. Er selbst berichtete, dass er manchmal zwei Stunden unter der Dusche stand, bis er selbst den Mut aufbrachte, mit dem Schreiben anzufangen.

Die größte Schreibblockade ist nach meiner Erfahrung der innere Controlletti: Damit meine ich die linke Gehirnhäute, die nach Kontrolle und Ordnung schreit. Doch zum kreativen Schreiben brauche ich meine rechte Gehirnhälfte. Nun herrscht beim Schreiben häufig ein innerer Wettstreit. Der “Controlletti” fordert Struktur und Ordnung.

Keine Sorge, ich habe alles unter Kontrolle

Aus diesem Grund erstelle ich für meine Kunden zuerst immer einen Redaktionsplan, der alle wichtigen Themen schriftlich fixiert. Außerdem eine klare Struktur für den Start, eine Strategie für die Umsetzung. Alles das soll die linke Gehirnhälfte beruhigen und die Schreibblockade verhindern: Mache dir keine Sorgen, ich habe alles unter Kontrolle!

Diese Vorstellung, dass ich durch eine gute Planung und Vorbereitung wirklich alles unter Kontrolle habe, befreit meine kreative rechte Gehirnhälfte. Als Hilfsmittel zeichne ich manchmal ein Mindmap mit meiner Gliederung. In der Mitte mein Thema, drumherum drei bis vier Äste mit Beispielen und Gedanken zum Blogbeitrag.

Eine weitere Erleichterung ist für mich ein inneres Bild, das ich beim Schreiben nutze: Der geknebelte Controlletti. Ich stelle mir vor, wie ich meinem inneren Kritiker einen Knebel in den Mund stecke: Halte jetzt die Klappe, jetzt schreibe ich! Dieses Bild hilft mir vor allem dann, wenn ich beim Schreiben über unklare Details oder Rechtschreibfragen stolpere.

Vermeiden Sie jede Form von Ablenkung

Mein Tipp: Stellen sie alle kontrollierenden Fragen, die beim Schreiben auftauchen, bewußt auf die Seite. Wenn mir ein Name nicht einfällt, oder eine Jahreszahl fehlt, schreibe ich im Text einfach XXXX. Und dann sofort weiter. Wenn ich etwas verifizieren muss, schreibe ich ein Fragezeichen in Klammern – aber ich unterbreche meinen Schreibfluss nicht, um zu recherchieren.

Vermeiden Sie jede Form von Ablenkung, die von der kreativen rechten Gehirnhälfte auf die linke Seite führt. Das ist die allerwichtigste Strategie, um eine Schreibblockade zu verhindern.

Bei der Bestsellerautorin Elisabeth George habe ich einen sehr schönen Begriff gefunden: Sie nennt die organisatorische Seite ihr “Beurteilungskomitee”. George rät, sich genau dieses Komitee “vom Hals zu schaffen und die rechte Gehirnhälfte zu überlisten.”

Springen Sie zur spannendsten Stelle

Etliche Autoren, die neu starten, versuchen chronologisch zu arbeiten. Doch das ist für den Leser meistens langweilig. Mein Tipp: Springen Sie im ersten Satz nach Möglichkeit in den spannendsten Teil der Geschichte. An die Stelle, wo das Auto über der Klippe hängt und droht in den Abgrund zu stürzen.

Mit einem spannenden Einstieg machen Sie Ihren Leser von der ersten Zeile neugierig auf das, was noch kommt. Das gilt auch für biografische Blogbeiträge: Starten Sie mit einer dramatischen Frage oder mit dem Klingeln eines Telefons: Es ist ein Anruf Ihres Arztes, dessen Diagnose ihr Leben von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf stellt.

Für Danny Carlsson, die älteste Bloggerin der Welt ging der kreative Schreibprozess am 24. März zu Ende. Zwischen ihrem 100. und ihrem 109. Geburtstag hat sie fleissig gebloggt. Ihr Fazit: “Man sollte Entwicklungen mitmachen, neugierig sein und viel Lesen.”

Danke, liebe Danny für das ermutigende Vorbild.