Wie sehen die Arbeitsplätze der Zukunft aus? Beim Innovationsforum für den Mittelstand stellte Sven Kaun-Feederle seine Thesen für die künftigen Arbeitsräume vor.

Sven Kaun-Feederle beim Innovationsforum im Gutshof (Foto: Thomas Bröker)

Wie sieht die Wissensarbeit der Zukunft aus?

Coworking ist in aller Munde: Rund 1,7 Millionen Nutzer arbeiten weltweit in Coworking-Spaces. Ob im Museum, oder am Urlaubsstrand – überall steigen die Angebote an geteilten Arbeitsflächen.

In seinem Vortrag betonte Sven Kaun-Feederle: “Ein anhaltender Arbeitstrend zeichnet sich ab, der widersprüchlicher kaum sein mag. Eine Organisation ist kaum anzutreffen, und doch ist das Zusammengehörigkeitsgefühl und die gegenseitige Unterstützung weit verbreitet. Die sogenannten Coworking-Spaces avancieren zu Hot Spots für Innovation.”

Coworking-Raumzonen als innovative Lösung

Beim Innovationsforum haben wir mit 30 Mittelständlern darüber diskutiert, ob Coworking-Zonen eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen des Fachkräftemangels und der Digitalisierung sein können?

Sven Kaun-Feederle meint JA: “Coworking-Raumzonen in Unternehmen können eine zukunftsweisende Lösung sein. Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden mit zukunftsweisenden Optionen der Zusammenarbeit optimale Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellen, werden Sie auch morgen die gefragtesten Mitarbeiter an sich binden können.”

Nicht nebeneinander sondern miteinander

Während sich die älteren Unternehmer noch an das Großraumbüro mit allen Vor- und Nachteilen erinnern, liegen für die jungen “Millenials” die Vorteile auf der Hand: “In Coworking-Spaces finden sich Raumzonen, die zur informellen Begegnung einladen.

Das passende Ambiente für Kommunikation, spontane Meetings und Kultivierung des Gemeinschaftsgefühls durch Workshops, Fortbildungen und Barcamps”, betont Sven Kaun-Feederle.

Doch der stärkste Vorteil: Der Coworking-Trend bietet Räume, in den miteinander statt nebeneinander gearbeitet wird. Damit drückt sich in der Möblierung eine neue Sichtweise aus.

Wenn Hierarchien schwinden

Ein zweiter Trend fördert die Coworking-Zonen: Die Agilität im Management: Um im schnellen Wandel mitzuhalten, entscheiden sich immer mehr Unternehmen zu schlanken Hierarchien.

Dazu Sven Kaun Feederle: “Technologisch verbreitet sich in Unternehmen längst eine neue Art zu Arbeit zu arbeiten – via Web-Diensten und mobilen Endgeräten. Kulturell ist der Wandel noch längst nicht vollzogen. Coworking kann helfen, Beweglichkeit und Schnelligkeit in der Kulturveränderung zu fördern.

Wie Unternehmen davon profitieren

Beim Innovationsforum im Gutshof wurde klar, dass jedes Unternehmen seinen individuellen Weg finden muss, wie es mit dem Coworking-Trend umgehen will. Einige Firmen ergänzen ihre vorhandenen Büroflächen mit Coworking-Arbeitslandschaften.

Das Ziel ist dabei ein alternativer Arbeitsplatz, um außerhalb der eigenen Organisationseinheit neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben. Denkbar ist auch, ungenutzte Firmenräume zu öffentlichen Coworking-Zonen umzubauen.

Sie ermöglichen Freiberuflern das Unternehmen kennenzulernen, in dem sie dort einen Zeitlang im öffentlichen Bereich arbeiten. Die angestellten Mitarbeiter können diese Begegnungszonen nutzen, um neue Projekte zu entwickeln und vom Gespräch mit den Freelancern dabei profitieren.

Der Arbeitsplatz als Lebensraum

Bei “ERF Medien” in Wetzlar wird derzeit ein neues Medienhaus gebaut. Der Vorstand hat sich für Coworking-Zonen entschieden und seine 170 Mitarbeiter in den Prozess einbezogen.

Damit sich die Mitarbeiter auf die neue Arbeitswelt einstellen können, die ab 2020 Realität werden soll, gab es im Vorfeld einen Betriebsausflug zu Vitra in Weil am Rhein.

Die Angestellten sollten sich selbst ein Bild machen, wie ihre künftigen Coworking-Zonen aussehen werden und sprechen im Baublog von einem Abenteuer, auf das sie sich dabei einlassen

Neue Ideen brauchen besondere Räume

In seinem Vortrag fasst Sven Kaun-Feederle die Chancen so zusammen: “Coworking hat die Kraft, die Wissensarbeit radikal zu ändern.

Es ist zum einen die große Anziehungskraft und Attraktivität, über die der Arbeitstrend verfügt. Zum anderen vereint dieser erstmals die ersehnte Kombination aus Freiheit, Unabhängigkeit, Struktur und Community in sich.”

Coworking auf dem Land

Zum Schluss noch ein interessantes Coworking-Projekt, das auch bundesweit bekannt wurden: In Brandenburg wurde in einem alten Gutshof der “Coconat” Space eröffnet.

Das Zentrum nennt sich ganz hipp “Workation Retreat” und verspricht konzentriertes Arbeiten auf dem Lande. Die neue Generation der Wissensarbeit kann dort Freizeit und Arbeit entspannt miteinander verbinden.

Ich bin sehr gespannt, wie sich diese neue Coworking-Kultur weiter verbreitet. 2018 gab es weltweit bereits 19.000 Coworking-Angebote – die Anzahl wird sich auch in diesem Jahr ausweiten. Vielleicht sind Sie mit Ihrem Unternehmen schon bald auch mit dabei?