Jennifer Kuschel ist ein Social Media Star: Nicht mit Protz und Luxus-Geschichten, sondern mit Rezeptvideos für Menschen, die knapp bei Kasse sind. In kurzer Zeit hat sie Hunderttausende von Followern gesammelt.

Screenshot: Jennifer Kuschel

Mit Authentizität punkten

Wenn Jennifer Kuschel zeigt, wie man mit wenig Geld ein schmackhaftes Mittagessen kocht, kann es sein, dass ihr eine Million Menschen zusehen. Auf TikTok, Instagram und YouTube nimmt sie ihre Zuschauer mit in den Alltag als alleinerziehende Mutter von drei Kindern. “Wir sind wieder mal broke”, erzählt sie, “daher ein Gericht für circa zwei Euro.”

Angesicht steigender Energie und Lebensmittelpreise kommt ihr Programm sehr gut bei Menschen an, die knapp bei Kasse sind und ihre Ausgaben gut überlegen müssen. Wie das Wochenmagazin “Die Zeit” berichtet, kommen die Rezeptvideos vor allem bei alleinerziehenden Frauen gut an: “Sie schicken Tag für Tag an die hundert Nachrichten, hinterlassen Herzen, bewundern ihr Lächeln, ihr Make.up, ihre Stärke.”

Ich finde den Ansatz von Jennifer Kuschel sehr spannend, weil sie gegen den Mainstream der sozialen Netzwerke schwimmt und damit großen Erfolg hat. Während sonst mit aufwendigen Filtern eine geschönte Welt gezeigt wird, setzt Kuschel auf Authentizität. Für ihr Publikum ist sie eine glaubhafte Beraterin, zumal sie selbst lernen musste, mit wenig Geld auszukommen.

Content, der konkreten Nutzen bietet

Noch ein zweiter Punkt fällt bei Jennifer Kuschel auf: Ihre Videos dienen nicht dem Zeitvertreib. Im Gegenteil: Sie macht sich intensiv Gedanken, wie sie ihren Zuschauern wirklich dienen kann und stiftet mit jedem Clip konkreten Nutzen.

Zudem sind die Rezeptvideos ausgesprochen kurz, meist unter einer Minute. Damit diese Kürze gelingt, investiert Kuschel etliche Stunden. Ihr beliebtestes Video zeigt, wie man günstig ein Reis-Curry kocht mit Spiegelei und Buttergemüse.

Mittlerweile kann sie von ihren Rezept-Videos leben, jeder Klick bei YouTube bringt ein wenig Geld. Doch der größte Benefit ist ihr gestiegenes Selbstbewusstsein. “Dank der Videos habe sie nicht länger das Gefühl, eine Versagerin zu sein”, erklärt sie im Interview der “Zeit”.

Wie baue ich eine Brücke zu meiner Zielgruppe?

Mich erinnert der Ansatz von Jennifer Kuschel an ein Social Media Seminar, das ich vor drei Jahren für eine Gebäudereinigungsfirma mit über 500 Mitarbeitern gehalten habe. Damals ging es um die Frage, über welche Themen sich eine Brücke zur Zielgruppe bauen lässt.

Wie findet man neue Mitarbeiter in der Gebäudereinigung? Ein Ansatz, den wir damals entwickelt haben: Social Media Posts, die über günstige Sonderangebote in der Region informieren. Mit rund 600 Beiträgen hat das Social Media Team mittlerweile rund 2.000 Follower gewonnen.

Zum Schluss noch ein Nachtrag zu den erfolgreichen Rezeptvideos: Bereits nach einer Stunde haben bereits 200.000 Menschen das Reis-Curry-Video gesehen. Ich vermute, dass in den nächsten Monaten noch etliche Influencer dazu kommen, die wie Jennifer Kuschel auf die begrenzten Ressourcen mit konkreten Angeboten eingehen werden.