Durch Zufall bin ich auf einen bewegenden Film mit Tom Hanks gestoßen: Der wunderbare Mr. Rogers. Der Oscarpreisträger verkörpert das Leben von Fred Rogers, einem populären Fernsehmoderator.

Foto: Sony DVD

Atemlose Stille im vollbesetzten Restaurant

Auf den ersten Blick bin ich unsicher, was ich von Tom Hanks in einer knallroten Strickjacke halten soll. Doch nach wenigen Minuten zieht mich dieser ungewöhnliche Film in seinen Bann. Hanks spielt den Fernsehmoderator Fred Rogers. Dieser hat von 1968 bis 2001 zahlreiche TV-Sendung moderiert und damit Generationen von Kindern geprägt. Knapp 900 Episoden wurden über die Jahre produziert.

Im Film gibt es eine unvergessliche Szene, in der Mr. Rogers gemeinsam mit einem Journalisten in einem Restaurant sitzt. Fred Rogers lädt den kritischen Reporter zu einer kurzen Übung ein: “Wir denken eine Minute an Leute, die uns mit ihrer Liebe zu dem gemacht haben, was wir sind…”

Jeder Gast in diesem vollbesetzten Restaurant hat die Frage gehört. Plötzlich herrscht eine atemlose Stille. Das ist eine ungewöhnliche Schweigeminute im Film. Die einzige Stelle, an der Tom Hanks direkt in die Kamera blickt und sehr eindringlich die Zuschauer anschaut.

Wer hat mich zu dem gemacht, der ich bin?

Die Frage wirkt tief und löst auch bei mir ein längeres Nachdenken aus. Wer hat mich zu dem gemacht, der ich bin? Ich denke an Dr. Walter Deutschmann, den Schulleiter des Erasmus-Gymnasiums bei Freiburg. Er hat mich bei der Gründung einer Schülerzeitung unterstützt. Deutschmann war der Vater des bekannten Kabarettisten Matthias Deutschmann. Er hat sehr früh mein Talent erkannt und mich als 14jährigen Teenager aktiv gefördert.

Wichtig für meine Entwicklung war auch der Chefredakteur Herbert Birkle, der mir in Südbaden bereits als 18jähriger Schüler große Verantwortung übertragen hat. Als “rasender Reporter” war ich an jedem freien Wochenende rund um Freiburg unterwegs, um hunderte von Fotoreportagen und Artikeln für vier Regional-Zeitungen zu liefern. Sein großes Vertrauen hat meinen Wunsch bestärkt, hauptberuflich in den Journalismus zu gehen.

In meinem Volontariat beim Privatradio hat mich Peter Fischer geprägt und gefördert. Leider ist er viel zu früh gestorben. Ich bin heute noch dankbar, dass ich ihm kurz vor seinem überraschenden Tod noch einen persönlichen Dankesbrief schreiben konnte, um ihm für seine Förderung und seine Ausbildung zu danken.

Persönliche Wertschätzung zeigen

Zurück zu Tom Hanks und Mr. Rogers: Für mich ist dieser Film ein ermutigendes Beispiel, um persönlich Wertschätzung zu zeigen. Ich habe wieder angefangen, Dankesbriefe zu schreiben, um den Menschen zu danken, die mir besonders wichtig sind.

Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich jetzt – kurz vor meinem 60. Geburtstag – auch die Wertschätzung von jungen Menschen bekomme, die ich wiederum geprägt habe. Vor wenigen Tagen bekam ich an einem trüben Wintertag gleich zwei Danke-Nachrichten. Nicht per Post, sondern via WhatsApp: “Danke für dein Vorbild, für deine Wertschätzung.”

Zugegeben: Beide Rückmeldungen haben meinen Tag erhellt, mich zutiefst glücklich gemacht. Ich hoffe, die Anregung von Mr. Rogers ermutigt auch Sie, den Menschen zu danken, die Ihr Leben geprägt haben.

Nach einer stillen Minute im Restaurant bedankt sich Tom Hanks bei seinem Gast: “Vielen Dank, mir geht es jetzt viel besser.”

Herzliche Grüße

Ihr Rainer Wälde