Meine Freunde kennen das schon: In Sachen Filme agiere ich wie ein “Trüffelschwein” – immer auf der Suche nach verborgenen Schätzen, nach persönlichen Empfehlungen, besonderen Originalen. Abseits des Mainstreams suche ich nach Geschichten, die unter die Haut gehen und im emotionalen Gedächtnis hängen bleiben. Heute möchte ich Ihnen drei Filme vorstellen, die mich als Filmemacher in diesem Jahr besonders berührt haben:

Restless – Eine fragile Liebe im Angesicht des Todes

DVD Restless

Gus Van Sant (Regisseur von Good Will Hunting und Milk) erzählt von einem Jungen, der ein seltenes Hobby pflegt: Er besucht fremde Beerdigungen. Stumm steht er da, beobachtet die Abschiedsrituale unbekannter Menschen. Erst später wird klar, dass er damit versucht, den Tod seiner eigenen Eltern zu realisieren. So ungewöhnlich wie die Geschichte sind auch die Kostüme und damit führt Gus Van Sant auch die zweite Heldin ein: Ihre Garderobe ist so einzigartig und außergewöhnlich, wie man sie bei keiner jungen Frau ihres Alters erwarten würde. Und damit fällt sie auch dem schüchternen Jungen auf – natürlich auf einer Beerdigung. Es entspinnt sich eine Porzellan-zarte Beziehung, fragil, feinsinnig. Humorvoll und tragisch, aber nie kitschig. Für mich ein seltener “Trüffel”.

Hugo Cabret – Die große Sehnsucht nach Vaterschaft

DVD Hugo CabretDer Held vereint zwei Leidenschaften, die auch in meiner Biographie zu finden sind: Als 12jähriger Waise faszinieren ihn mechanische Uhren und auch Filme. Der Regisseur Martin Scorsese schafft es binnen Minuten, die Innenwelt des Jungen – seine Einsamkeit und seine Passion – so faszinierend zu schildern, dass die großen Lebensthemen spürbar unter die Haut gehen. Hugo agiert in einer berauschenden Bildwelt mit großen Effekten und vielen leisen, kleinen Momenten. Seine Sehnsucht nach Vaterschaft wird für den Zuschauer so greifbar erzählt, dass sie für mich zu den großen Meisterwerken dieses Kinojahres zählt.

Downton Abbey – Ein Herrenhaus als Spiegel unserer Gesellschaft

DVD Downton AbbeyBereits die Eröffnungsszene zieht mich in den Bann: Schwerelos gleitet die subjektive Kamera durch das stattliche Herrenhaus: Ein Heer von Bediensteten wuselt durch die Flure, um Feuer zu machen, das Frühstück vorzubereiten. Es scheint, als ob 1912 die Welt des Grafen von Grantham noch in Ordnung sei. Doch der Schein trügt. Große soziale Umbrüche stehen ins Haus: Die Suffragetten werden für die Rechte der Frauen eintreten, der erste Weltkrieg die gesamte gesellschaftliche Ordnung durcheinander bringen. Mich begeistern die großen und kleinen Geschichten, die Oscarpreisträger Julian Fellows in “Downton Abbey” erzählt. Schon nach wenigen Minuten bekommen seine Figuren eine so starke emotionale Tiefe, das sich der Zuschauer zu den Bewohnern dieses Hauses zählt. In Deutschland ist die mehrfach ausgezeichnete Serie weitgehend unbekannt – doch weltweit setzt sie bereits einen großen Modetrend. Wer die feinsinnigen Nuancen der englischen Sprache liebt, sollte die Serie unbedingt im Original sehen.

Zum Schluss meine persönliche Bitte: Welcher Film hat Sie 2012 besonders berührt? Ich freue mich auf Ihren Kommentar und Ihre Empfehlung….