Bitte keine Überstunden! Diese Nachricht kennen alle Mittelständler, die nach neuen Mitarbeitern suchen. Die neue Generation Z der Jahrgänge 1997 plus verlangt schon beim Vorstellungsgespräch geregelte Arbeitszeiten. Zudem eine deutliche Abgrenzung zwischen Job und Freunden.

Generation Z
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Was ist bloss los mit Generation Z?

Langjährige Führungskräfte reiben sich verwundert die Augen: Was ist bloss los mit der nächsten Generation? Sie lassen sich nicht mit einem Firmenwagen und einem hohen Gehalt ködern. Stattdessen wünschen sie sich einen Beruf mit klar geregeltem Feierabend und ausreichend Freizeit.

Die Tageszeitung “Welt” attestiert der Generation Z: “Sie ahnen, dass ihr Leben mit großer Wahrscheinlichkeit eines nicht sein wird: Ein langer, ruhiger Fluss”.

Im Gegensatz zu den Großeltern, die sich über 20 oder gar 30 Jahre im gleichen Job und dem selben Arbeitgeber halten konnten, ist ihnen klar: “Jahrelang an einem Ort leben, bei derselben Firma arbeiten – so läuft das eben nicht mehr.”

Leidenschaftlich und kreativ

Seit Wochen signalisieren die Demos “Fridays for Future”, dass die nächste Generation alles andere als unpolitisch ist. Sie sind leidenschaftlich und kreativ, wenn es um die Zukunft unseres Planeten geht. Gleichzeitig auch bereit, für ihre Ideale zu kämpfen.

Genau diese Energie brauchen die künftigen Arbeitgeber, um den starken gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten und mit entsprechenden Dienstleistungen und Produkten auf dem Markt erfolgreich zu sein.

Bemerkenswert finde ich die Diagnose der “Welt”: “Hier hat offenbar die Generation erkannt: Dass es bei aller Leistungsbereitschaft wichtig ist, mit physischen und psychischen Kräften zu haushalten.” Ja, Sie haben richtig gelesen: Wir sprechen nicht über 40 und 50jährige, die sich jahrelang im Job verausgabt haben und bereit waren, alles für ihre Karriere zu opfern. Sondern von 20jährigen, die früh erkannt haben, dass sie für den bevorstehenden Wandel klug haushalten müssen, um gesund zu leben.

Zitat “Die Welt”: Sie haben erkannt, “dass die Qualität eines Lebens nicht allein von der Befriedigung abhängt, die Arbeit verleiht, sondern neue Paradigmen gefragt sind, die dem Leben Sinn verleihen.”

Was verleiht dem Leben Sinn?

Nun könnten wir an dieser Stelle das ganz große Faß aufmachen und einen philosophischen Diskurs starten. Das erspare ich Ihnen und mir. Doch die Sinnfrage wird für die Generation Z zum Dreh- und Angelpunkt ihres Engagements: Wie nachhaltig agiert das Unternehmen? Werden Ressourcen geschont? Bieten die Dienstleistungen gesellschaftlichen Mehrwert?

Ich bin überzeugt, dass diese Fragen künftig noch deutlich mehr diskutiert werden. Angesicht des aktuellen Fachkräftemangels kann die Generation Z schnell einen neuen Job finden, wenn der Arbeitgeber diese Themen übergeht und die Nachfragen ignoriert.

Neben der Sinnfrage spielt auch die persönliche Entwicklung eine große Rolle. Ganz überrascht erzählt mir der Chef einer Praxis für Physiotherapie, dass sein neuer Mitarbeiter bereits zum Ende der Probezeit wieder geht. Fragend schaue ich ihn an: Waren Sie unzufrieden? Ganz im Gegenteil: Patienten, Kollegen und auch Chefs waren mit seiner persönlichen und fachlichen Leistung mehr als zufrieden.

Nein: Der junge Mann hatte innerhalb der Probezeit den Eindruck, dass er sich in dieser Praxis nicht weiterentwickeln kann. Er weiß, wenn er heute geht, findet er morgen oder übermorgen sofort einen neuen Job.

Alte Statussymbole haben ausgedient

Großer Schreibtisch, eigenes Büro, Firmenwagen? Für Generation Z haben diese alten Statussymbole an Bedeutung verloren. Der neue Luxus sind klare Strukturen und ein verlässlicher Feierabend.

Der Chef einer renommierten Brauerei berichtet von einer jungen Bewerberin, die er als Leiterin für die Personalabteilung gewählt hat. Alle Verhandlungen sind abgeschlossen, da kommen sie auf die Überstunden zum Monatsende zu sprechen: Es ist Ihnen sicher klar, dass Sie an den beiden Tagen, wenn die Gehaltsabrechnungen anstehen, länger bleiben müssen?

Die Bewerberin schüttelt den Kopf: Sorry, dann muss ich leider passen. Ich habe ein Pferd, das ist mir genauso wichtig wie der Job. Um 17 Uhr will ich in den Stall, Überstunden sind für mich ausgeschlossen! Sie verzichtet auf das hohe Gehalt und lässt sich dann statt Leiterin als Sachberaterin einstellen.

Die neue Work-Life-Separation

Die Trennung von Arbeit und Freizeit ist für Generation Z das zentrale Thema. “Die Welt” zitiert den Personalberater Rüdiger Mass: “Die Generation Z ist sehr gesättigt. Egal, was ich ihnen anbiete – sie haben schon alles erlebt und sind mit herkömmlichen Methoden kaum zu begeistern.”

Maas hat für eine Studie 2.000 Jugendliche befragt. Sein Ergebnis: “Für die Generation Z ist die Work-Life-Separation, also die Trennung von Arbeit und Freizeit ganz zentral. Sie will nicht zuhause arbeiten, aber auch keine Freizeitelemente wie Yogakurs im Job.”

Der Personalberater berichtet: “Unsere Erhebung hat gezeigt, dass für 80 Prozent der Generation eine angenehme Arbeitsatmosphäre am wichtigsten ist. So wie ihre Familie soll auch die Arbeit sein, mit Ersatzeltern, die wenig schimpfen und viel loben.”

Generation Z : Kein Verständnis für Kollisionen

Zum Schluss noch eine wichtige Beobachtung, die auch von der Jugendstudie belegt wird: “Die Generation Z hat kein Verständnis für Kollisionen. Wenn die Kinder gestresst nach Hause kommen, raten die Eltern zum Jobwechsel – und dann ist der Mitarbeiter weg”, erklärt Rüdiger Maas. “Die Probezeit ist keine Prüfungszeit mehr, sondern ein zartes Kennenlernen.”

An dieser Stelle werden etliche meiner Leser aus dem Mittelstand schlucken oder genervt an die Stirn tippen: Geht es noch? Soll ich die Generation Z etwa in Watte packen?

Der Personalberater Maas zieht einen ungewöhnlichen Vergleich: “Die Einarbeitung der Generation Z ist wie ein Kindergeburtstag. Alle kümmern sich um das Kind, ohne aufdringlich zu werden.” Ganz praktisch gibt er noch den Tipp zur Begrüßung der neuen Mitarbeiter eine Karte zu schreiben, auf der alle Mitarbeiter unterschreiben. “Das können die Jugendlichen ihren Eltern und Followern auf Instagram zeigen.”

Ich freue mich auf Ihre Kommentare

Nun bin ich gespannt auf Ihre Erfahrungen und freue mich auf Ihre Kommentare.