Als Dokumentarfilmer verfolge ich täglich den Wetterbericht und hoffe auf das richtige Licht für den entscheidenden Drehtag. Bei Altensteig ist die Vorhersage positiv, das ganze Team gut gelaunt unterwegs zum Drehort. Doch über dem Schwarzwald entladen sich dunkle Gewitterwolken – ob das heute gut geht? Auf dem nassen Asphalt bauen wir den Kamerakran auf, um die Geschichte meines Vorfahren Heinrich Schickhardt zu erzählen. Dann reißt der Himmel auf und beleuchtet die schönste Postkarten-Kulisse von Altensteig in einem faszinierenden Licht.
Der schwäbische Leonardo nutzt modernste Techniken
1602 kommt Heinrich Schickhardt nach Altensteig. Markgraf und Herzog rufen ihn: Er soll den Forst vermessen. Dabei wendet Schickhardt modernste Vermessungstechniken an, die im frühen 17. Jahrhundert außer ihm kaum einer beherrscht.
Es ist eine goldene Zeit für Altensteig. Die Wirtschaft floriert und die Stadt bringt es zu Wohlstand und Ansehen. Im Tal fließt die Nagold – sie zählt zu den größten Flüssen im Schwarzwald. Der Fluss ist die Lebensader von Altensteig – mit seinem Wasser wird Geld verdient und mit dem Schwarzwaldholz.
Das Erbe der Schwarzwald Flößer
Mit Alfred Salzer und Werner Seeger treffen wir uns in der Wasserstube, im aufgestauten Nagoldwasser, um mit dem Kran eine Schlüsselszene für unseren Film zu drehen. Die beiden Männer gehören zur Flößerzunft Oberes Nagoldtal. Über Jahrhunderte haben die Altensteiger hier die Bäume gesammelt und zu Flößen zusammengebunden. Dann öffneten sie das Wehr und fuhren auf dem Wasserschwall die Nagold hinunter, bis zur nächsten Wasserstube. Als schwimmendes Millionenkapital gelangten die Stämme bis nach Holland.
1604 wird Altensteig württembergisch
Noch im selben Jahr des Landeswechsels lässt Herzog Friedrich von Schickhardt auf der Gemarkung ein Jagdschlösschen bauen. Mit dem Wechsel zu Württemberg ändert sich auch die Verwaltung in Altensteig. Bisher residierte der badische Vogt im alten Schloss, doch sein württembergischer Nachfolger ist mit diesem Wohn- und Amtssitz nicht mehr zufrieden – das Schloss sei in die Jahre gekommen, er will ein neues bauen, Wand an Wand mit dem alten.
Schickhardt verbindet Tradition und Moderne
Ich treffe mich mit Bürgermeister Gerhard Feeß, der gemeinsam mit Christoph Oldenkotte, dem Kulturamtsleiter unsere Filmproduktion unterstützt. In der Fassade des modernen Rathauses spiegelt sich die Altstadt. Wir sprechen über die Verbindung von Tradition und Moderne, die bereits bei Schickhardt sichtbar war: 1604 wird er beim Schlossumbau als Baumeister beauftragt. Sein Plan: Er will das alte Schloss renovieren und den Neubau daran anpassen – Schickhardt schafft so eine harmonische Verbindung von Altem und Neuem, von Tradition und Moderne, die bis heute in Altensteig sichtbar ist. Die Filmproduktion Heinrich Schickhardt Altensteig wird noch in diesem Jahr fertig werden.
Bericht im Schwarzwälder Boten über die Dreharbeiten
Ich bin gebürtige Altensteigerin und fand den Film zur historischen Fortbildung eigentlich ganz interessant. Wir Altensteiger lernen selber nämlich leider nichts über unsere Stadt in den Schulen. Ich war ganz erstaunt, dass anscheinend jemand Berühmtes das Schloss mit entworfen hat. Am Anfang war ich zwar etwas über den Filmstil verwirrt weil der Text über die alten Zeiten mit neuen Bildern gezeigt wurde aber nach einer Weile hat man da schon reingefunden. Im großen und ganzen also: Ein sehr schöner Film 🙂
Alles Gute,
Eva Kling (21 Jahre)
Vielen Dank für die Rückmeldung. Schade, dass Heinrich Schickhardt heute zu wenig im Geschichtsunterricht in Ihrer Schule vorkommt. Ich gebe die Anregung gerne an den Bürgermeister weiter.