Am Wochenende bin ich über eine ungewöhnliche Zeitungsannonce gestoßen: Das Grundgesetz auf in einer ganzseitigen Anzeige in der ZEIT. Überrascht lese ich als Absender den Namen des Unternehmers, den ich seit Jahren kenne. Was motiviert Hermann Butting 80.000 Euro zu investieren, um den Zeitungslesern das Grundgesetz nahe zu bringen?

Hermann Butting Grundgesetz
www.butting.com

Für Toleranz, Verbundenheit und Menschenwürde

Die Buttings sind seit 245 Jahren unternehmerisch tätig. 1777 fing es mit Kupferkesseln für die Bierbrauer an. Heute ist das Unternehmen weltweit tätig und baut Pipelines und große Anlagen aus Edelstahlrohren. Ich habe Hermann Butting vor 25 Jahren über einen gemeinsamen Freund und Unternehmensberater kennengelernt.

Schon damals fand ich es faszinierend, wie viel Zeit und Energie er in die Qualifikation seiner Mitarbeiter investiert hat. Sehr aufmerksam habe den Aufbau seiner Butting Akademie auf Burg Knesebeck verfolgt. Vor 18 Jahren war dies im Mittelstand noch ein Novum – mittlerweile x-fach kopiert, um die Fachkräfte an das Unternehmen zu binden.

Dass sich Hermann Butting sehr stark gesellschaftlich engagiert, ist schon mir schon seit längerem bewusst. Dennoch finde ich die aktuelle Anzeigenkampagne “Für Toleranz, Verbundenheit und Menschenwürde” wie er sie nennt, mehr als ungewöhnlich.

Versöhnung in der Gesellschaft

Bei meiner Recherche stoße ich auf zwei zentrale Anliegen, die Butting mit seiner Aktion verfolgt: Zum einen fordert er die neue Regierung auf, “die vorhandene Strategie zu überarbeiten, um der Einheit unserer Gesellschaft wieder näher zu kommen.” Butting geht es um eine Versöhnung in der Gesellschaft, das macht er mir auch in unserem persönlichen Dialog deutlich.

Für ihn steht “ein neuer Weg zur Einheit im Vordergrund.” Auf diesem Hintergrund kritisiert er die Impfpflicht für Pflegekräfte, die er für unangemessen hält: “Durch diese Maßnahme wird sich die Situation im Gesundheitswesen noch weiter verschlechtern und kompetente, engagierte und hilfsbereite Menschen werden aus ihrem gewählten Beruf hinausgedrängt.”

Butting ist kein Impfgegner. Er selbst ist geimpft und unterstützt im Werk auch die Impfung der Mitarbeiter. Doch die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wirke auf ihn wie ein Verbot der Berufsausübung, das mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sei. Stattdessen fordert er “in höhere Entgelte für Pflegerinnen und Pfleger, einen Bonus für Pflegekräfte auf Intensivstationen, den Erhalt und Wiederaufbau von Intensivbetten zu investieren.”

Hermann Butting Grundgesetz

Wie gelingt es das Wir der Gemeinschaft zu stärken?

Das zweite Anliegen, das Hermann Butting mit seiner Grundgesetz Aktion bewirken will: “Die Regierung muss ihre bisherige Corona-Strategie und ihre Kommunikations- Strategie überarbeiten.” Der mittelständische Unternehmer fürchtet eine weitere Spaltung der Gesellschaft:

“Viele Maßnahmen stehen aus meiner Sicht nicht im Verhältnis zur Gefahrenabwehr. Sie sind zu pauschal, sie schaden uns, unserem Zusammenleben und unserer Wirtschaft nachhaltig.” Mit dieser Ansicht steht Butting nicht alleine, auch die großen Leitmedien in Deutschland thematisieren seit Wochen einen Kurswechsel.

Butting erzählt, wie in seinem engsten Kreis, Menschen in Einsamkeit sterben mussten. Ihn bedrückt es, wie “Gemeinschaft und Verbundenheit verloren gehen, Kinder und Jugendliche psychische Schäden erleiden und wirtschaftliche Lebensgrundlagen vernichtet werden.” Das sei mit der Grund, warum er Geld in diese Anzeigenaktion investiert habe.

Aktiv Zuhören und versuchen einander zu verstehen

Ich muss zugeben: In weiten Teilen finde ich die Gedanken von Hermann Butting zum Grundgesetz sehr nachdenkenswert. Sie erinnern mich an die Vorlesungen meines Jura-Professors, der uns als Studenten den hohen Stellenwert unseres Grundgesetzes und die Freiheitsrechte bildhaft vor Augen führte.

Gleichzeitig verfolge ich in meinem engsten Freundeskreis seit Monaten die intensiven Dialoge: Auf der einen Seite die Sorgen der Corona-Ängstlichen, die nach schärferen Maßnahmen rufen, auf der anderen Seite die Argumente der Impf-Skeptiker. Sie äußern große Bedenken zu den aktuellen Einschränkungen ihrer Grundrechte. Ich bin sicher, dass wird in den kommenden Monaten auch weiter die Gerichte und dann auch die Politik beschäftigen.

Mit persönlich scheint es wichtig, meinen anders denkenden Freunden mit Liebe und Verständnis zu begegnen. Ich will versuchen, die andere Perspektive zu verstehen – auch wenn ich das Thema mitunter leid bin. Dieses Verstehen-wollen und Aktiv-Zuhören ist eine Entscheidung, die ich täglich neu treffen muss. Doch sie ist die einzige Chance, dass ich die Menschen in meinem Freundeskreis, die ich wirklich liebe, nicht dauerhaft verliere.

PS: Falls Sie sich zum Jahresbeginn neu fokussieren wollen, lade ich Sie zu einer Auszeit auf dem Gutshof ein. “Neue Klarheit gewinnen” heißt mein Workshop, den ich Ende Januar für eine kleine Gruppe von Führungskräften anbiete.