Clement Hassid ist stolz auf seinen Job und er hat allen Grund dazu. Als Hoteldirektor des Hilton Malta ist Herr über 410 Zimmer und kann damit mehr Gäste beherbergen als in meinem kleinen Wohnort bei Limburg leben. Gemeinsam mit meiner Frau Ilona bin ich sieben Tage “off” – die Leiterin des Reisebüros hat uns dieses “Hideaway” empfohlen. Für eine Woche dem grauen Novemberwetter entfliehen – das klingt gut – ganz ohne Handy und Mails noch besser.

Genialer Blick auf grenzenloses Blau

In St. Julians erwartet uns eine 5-Sterne-Oase direkt am Meer. Auf den ersten Blick deutlich zu groß, zuviel Beton, direkt am Stadtrand. Doch die Zimmer sind großzügig, mit einem genialen Blick auf grenzenloses Blau. Dazu 22 Grad strahlender Himmel – was will man mehr? Vielleicht einen leckeren Fitness-Salat nach ein paar Stunden am Pool? Doch leider entpuppt sich der “Caesar Salat” als trostloses Angebot: Müde Blätter, dazu eine weißlich kalte Hühnchenbrust – beides ziemlich geschmacklos – für 15 Euro. Versuch macht klug: Im Haus riecht es nach frisch gebackenen Waffeln. Mal sehen, sagt die nette Service-Mitarbeiterin, ob die Küche das für sie heute zubereiten kann. Lang und breit werden die Beilagen diskutiert – dann kommt die Kreation. Von wegen frisch gebacken: Eiskalt und ziemlich alt schmeckt das Ganze wie aus der Folie an der Tanke. Nein, danke.

Mangelnde Tischkultur – auch am Gala-Abend

Überhaupt: Das Hauptrestaurant “Oceana” hat den Charme einer Bahnhofshalle, null Intimität, keinen gemütlichen Winkel und wenig Tischkultur. Selbst beim festlichen Gala-Abend, der jeden Samstag zelebriert wird, sitzen die Gäste an den abgewetzen Steintischen, vor sich die billigen Holzbrettchen, keine weiße Tischdecken, minimale Atmosphäre. Dazu ein schlecht organisierter Service, der offensichtlich keine festen Tische und Stationen kennt. Wenn man nicht aufpasst, hat der Kollege gleich wieder den soeben ergatterten Kaffee abgeräumt, während man schnell am Büfett sich etwas Neues holt. Das alles passt leider gar nicht zu einem 5-Sterne-Haus.

Deutlich besser ist dagegen die kleine “Bottega del Vino”, ein kleines Hausrestaurant mit einem exzellenten à-la-carte-Service. Zuvorkommende Mitarbeiter, wunderbares Essen. Zu den Highlights im Hilton Malta zählt für mich auch die “Quarterdeck Bar” – etliche Cocktails wurden ausgezeichnet, ein echter Genuss. Vor allem Freitagabends geht es hier rund, wenn eine kleine Jazz-Band die “Blue Hour” gestaltet…

Die Sauna spottet jeder Beschreibung

Bleibt ein entscheidender Wermutstropfen: Der Wellness-Bereich. Hallenbad, Dampfbad, dazu eine kleine Sauna. Die Einrichtung erinnert an städtische Hallenbäder: zweckmäßig, kühl, funktional. Für 800 Hausgäste gibt es vor der Sauna fünf Kleiderhaken, um den Bademantel abzulegen, Chaos vorprogrammiert. Dazu der Hinweis, Badekleidung zu tragen. Die Sauna selbst spottet jeder Beschreibung: Leider derart versifft und schmuddelig, wie ich es auf meinen Reisen bislang noch nicht erlebt habe. Kein Wunder, verwendet mangels Hinweis, kaum ein Besucher beim Schwitzen das obligatorische Handtuch. Ich spreche das Thema an der Rezeption an: Großes Erstaunen, sorry – doch auch danach ändert sich nichts. Die schmuddelige Sauna ist dagegen Abendgespräch – auch an der Bar.

Zurück zu Direktor Clement Hassid, der im neuen Hilton-Magazin stolz und großformatig von der Performance seines 5-Sterne-Hauses schwärmt. Vermutlich war er seit der Eröffnung vor 12 Jahren selbst noch nie in der Sauna. Das muss er als Chef auch nicht, sofern er gute Mitarbeiter hat. Doch auch seine Abteilungsleiter scheinen die Sauna nur aus dem Prospekt zu kennen. Schade. Es ist ein Jammer, dass es in diesem Hotel doch an etlichen Enden hapert – ansonsten wäre dies auch in den kommenden Jahren ein empfehlenswertes “Hideaway”. Doch so leider nicht.