Während sich der Nebel langsam lichtet, wird deutlich wieviele Selbständige und Unternehmer in der Krise neue Wege gefunden haben, um ihr Geschäft neu aufzustellen. Heute stelle ich Ihnen einige meiner Kunden vor, die sich mit Innovation neu erfinden mussten.

Innovation
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Wie Unternehmer sich neu erfinden

Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg trifft die Krise auf den letzten Metern. Über Monate bereiten die beiden Business-Vordenker ihren großen Jahreshöhepunkt vor: Den Solopreneur Day in Hamburg. Aus ganz Deutschland werden innovative Entrepreneure anreisen, um sich gemeinsam auszutauschen und neue Inspiration mitzunehmen.

An diesem Tag soll eine neue Community starten, die lange vorbereitet ist. Bis kurz vor knapp sind beide noch überzeugt: Wir schaffen das, dann kommt der Shutdown. 150 Tickets sind verkauft, die Arbeit von Monaten erledigt. Was tun? In Windeseile erfinden die beiden Unternehmer ihren bewährten Live-Kongress neu. Statt das Event abzusagen, fragen sie die Teilnehmer, was diese wollen. Die Option „Inhalte sofort als Video“ findet den meisten Anklang.

Also produzieren sie aus den Vorträgen ein Online-Training. Die Kunden bekommen alle Inhalte als Video bequem nach Hause geliefert. Zwei Wochen zusätzlicher Stress und so manche Nachtschicht. Das Ergebnis: Statt frustrierter Ticket-Besitzer zufriedene Kunden. Der Umsatz geht nicht verloren. Auch die geplante Community starteten sie sofort danach – ohne das eigentliche Kick-Off-Event.

Schutzmasken aus dem 3-D-Drucker

Die Zahntechnik ist bereits seit etlichen Jahren in einem großen Umbruch. Das spüren auch Karen und Arne Suter mit ihrem Dentallabor. Neben der handwerklichen Begabung ist durch die schnelle Digitalisierung zunehmend CAD-Design gefragt. Zahnersatz wird bereits seit Jahren aus Keramik gefräst, mittlerweile werden auch Halbteile schon mit 3-D-Druckern produziert.

Die beiden Suters gehen seit Jahren mit innovativen Ideen in ihrer Branche voran. Doch Corona bringt auch bei ihnen starke Veränderungen mit sich: Wie Tausende von Unternehmen müssen sie zu Beginn der Krise sofort agieren, um die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu schützen. Schnell werden alle 40 Mitarbeiter in zwei Teams unterteilt, die alle zwei Wochen wechseln. Auch die beiden Chefs sind alternierend zwei Wochen im Homeoffice, dann wieder in der Firma.

Während am Anfang noch der volle Betrieb läuft, lässt mit der Unsicherheit vieler Patienten in den Zahnarztpraxen auch die Nachfrage nach Zahnersatz nach. Gleichzeitig fehlt professioneller Mundschutz für die Ärzte und ihr Team. Schnell werden die 3-D-Drucker umgestellt: Sie drucken selbst am Wochenende die Visiere, die in den Praxen so dringend gebraucht werden.

Wie stärke ich meine Widerstandskraft als Führungskraft?

Vor Corona war Cornelia Schmid eine gefragte Rednerin. Jetzt sitzt sie zuhause im Homeoffice und muss sich wie viele Coaches neu erfinden. Die frühere Krankenschwester macht sich über den Virus selbst wenig Sorgen. Doch die mentale Gesundheit – das spürt sie schnell – ist bei etlichen ihrer Kunden in Gefahr.

Auch ihr Mann Stefan, der als Führungskräfte-Coach aktiv ist, steht vor einem gravierenden Shift. Viele Chefs stehen im Nebel der Krise, müssen jetzt auf Sicht navigieren. Als Klinikseelsorger hat er viele Menschen in existenziellen Lebenskrisen begleitet. Das hilft ihm jetzt, in der Corona-Krise den Bedarf seiner Coachingkunden richtig einzuschätzen.

Beide Schmids berichten, wie sie in der Krise den Spagat bewältigen: Sich selbst neu erfinden müssen, während auch ihre Kunden selbst einen großen emotionalen Stress durchleben. Sie merken: Es geht auch in der Resilienz. Deshalb entwickelt Stefan sein spirituelles Gesundheitscoaching. Während Cornelia ihren Klienten hilft, den Schmerz zu verarbeiten, den viele durch den Verlust ihrer bisherigen Freiheit spüren.

Immer einen Plan B in der Tasche?

Szenenwechsel: Roßwein in Sachsen. Hier ist die Deutschland-Zentrale von Gemeinhardt Service GmbH Dirk Eckart und Walter Stuber sind zwei Stehauf-Männer, die sich schon mehrfach neu erfunden haben. Ihr Nischenangebot: Spezialgerüste für die Sanierung von Eisenbahn-, Autobahn,- und Straßenbrücken. 

Kurz vor Corona ziehen sie einen neuen Joker aus dem Ärmel: Sie wollen Ihr Know-how auch in der Lebensmittel-Industrie einsetzen. Häufig müssen neue Maschinen im laufenden Betrieb aufgebaut werden. Im Hygiene-Sektor eine Sisyphusaufgabe. Stuber und Eckart entwickeln Schutzkonzepte, mit denen die strengen Hygiene-Anforderungen zum Beispiel in der Käseproduktion gewahrt werden.

Dann kommt der Shutdown im Einzelhandel und im Mai die Öffnung von Geschäften bis 800 m2 Verkaufsfläche. Nachdem die Politik am Freitag die Öffnung verkündet, haben die beiden Unternehmer bereits am Wochenende ihre Lösung: Schutzwände aus Gerüsten. Am Sonntag starten Sie die ersten Posts in den sozialen Netzwerken. Jetzt größere Verkaufsflächen durch ein Gerüst abzutrennen. Eine Idee, die bundesweit schnell Schule macht.

Welche Innovation haben Sie selbst erlebt?

Ich bin mir sicher, dass auch Sie als Leser meines Blogs in dieser Krise sehr viel Innovation erlebt haben und bin gespannt auf Ihre Beobachtungen. Schreiben Sie mir einen kurzen Kommentar. Wenn Sie einen kreativen Sparring-Partner suchen, der Ihnen hilft, einen Plan B zu entwickeln, können Sie mich gerne ansprechen.