“Autoren sollten stehend am Pult schreiben”, formuliert Ernest Hemingway, “Dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen.” Hier eine kurze Anleitung, wie Sie Kürze und Würze in Ihre Texte bringen.

Foto: Shutterstock

Schachtelsätze sind Mist

Kürzlich war ich mit meiner Frau zum Gottesdienst in der fremden Kirche. Der Pastor predigte in langen Sätzen. Manchmal hatte er Mühe, seinen Satz zu Ende vorzulesen, weil er so lange war. Als Zuhörer hatte ich noch mehr Mühe, seine Kerngedanken zu verstehen.

Das Problem sind Dependenzen. So nennen Sprachwissenschaftler die Abhängigkeiten zwischen den Wörtern und Sätzen. Unser Gehirn braucht sehr viel Zeit, um die Worte zu verarbeiten.

Viel einfacher sind kurze Sätze, die schon beim Frühstück für Aufmerksamkeit sorgen: “Bei Aldi gibt es diese Woche billige Fahrräder!” Diese Information wird sofort verarbeitet und löst auch emotionale Marker aus.

Mit Kürze würzen

Meine wichtigsten Lehrjahre habe ich beim Radio verbracht. Die Grundregel: Du darfst über alles reden, nur nicht über 1 Minute und 30 Sekunden. Bedeutet: Auch komplexe Dinge so kurz zu beschreiben, dass sie in 90 Sekunden verstanden werden.

Der französische Philosoph Voltaire hat einen sehr schönen Satz formuliert: “Das Geheimnis der Langeweile ist, alles sagen zu wollen.” Mein Tipp: Lassen Sie alles Unnötige weg, streichen Sie Nebensätze, unwichtige Details. Kommen Sie schneller auf den Punkt.

Schwafeln und lange schreiben, ist deutlich einfacher als kurz und knackig zu formulieren. Doch wenn Sie Ihre Leser nicht langweilen wollen, sollten Sie auf Kürze achten.

Die Kürze ist die Schwester des Talents

Ich liebe dieses Zitat von Anton Tschechow. Meine Empfehlung: Stellen Sie sich beim Schreiben einen ungeduldigen Menschen vor. Was ist die Kernaussage? Welche Punkte sind wesentlich? Bemühen Sie sich um eine knappe Formulierung.

Verzichten Sie auf langatmige Aufzählungen, auf blumige Wortgirlanden. Stellen Sie das Wichtigste an den Anfang. Bringen Sie den Kerngedanken schnell auf den Punkt.

Mir persönlich helfen aktive Verben und positive Formulierungen. Fragen Sie sich beim Schreiben: Kann ich das noch kürzer und prägnanter sagen?

Schreiben Sie wie Sie sprechen

Nach dem Schreiben hilft es mir, meine Texte einmal laut vorzulesen. Wenn ich dabei ins Stolpern komme, erkenne ich sofort, welcher Satz zu lange ist. Ich merke auch, wenn meine Aussage passiv statt aktiv formuliert ist.

Zum Schluss noch ein Wort zu Substantivierungen: Manche Sätze enthalten gleich drei komplizierte Fachbegriffe, die ohne Erklärung nur schwer verständlich sind. Markieren Sie diese Stolpersteine im Text und versuche Sie diese in Verben umzuformulieren.

Beispiel: “Das Kontrollieren der Druckausgabegeräte übernehmen qualifizierte Fachkräfte”. Aktiv: “Herr Müller kontrolliert den Laserdrucker für Sie.”

Buchtipp: Lars Meyer, Sven Pastoors, Das Konzept „Starke Sprache“: Wie Sie mit klaren, wirksamen Formulierungen Ihre Ziele erreichen