Liebe Blogleserin, lieber Blogleser, heute ist ein besonderer Tag für mich. Sommertosen heißt das Finale meiner Jahreszeiten-Krimis. Heute Abend kann ich mit den Gästen am Krimi-Schauplatz Premiere feiern. Deshalb gibt es hier einen kurzen Blick hinter die Kulissen meiner Schreibwerkstatt.

Sommertosen
Foto: Patrick Pfaff

Wenn sich ein junger Kriminalkommissar meldet

Vor drei Jahren saß ich in einem Strandkorb auf Juist. In kurzer Zeit sind mir die Ideen für eine Krimi-Reihe und auch die Figuren zugeflogen. Nun sitze ich ganz glücklich in der Herbstsonne und freue mich über den 4. Band “Sommertosen”.

Mit Ilona war ich letztes Jahr in der Toskana, um unseren 21. Hochzeitstag zu feiern. Bei unseren Touren durch Siena und Florenz habe ich nebenbei auch nach spannenden Schauplätzen Ausschau gehalten, die jetzt im aktuellen Fall eine zentrale Rolle spielen. Ein besonderes Highlight war San Gimignano mit den Familientürmen.

Ich muss zugeben, bei der Recherche bin ich ziemlich pedantisch. Deshalb rufe ich regelmäßig bei Kriminalbeamten, Ärzten und Apothekern an, um die genauen Details zu prüfen. Dabei lerne ich selbst auch sehr viel und freue mich über diese praktische Horizont-Erweiterung.

Mein besonderes Glück war vor zwei Jahren ein junger Kriminalkommissar, der sich nach dem ersten Buch meldete. Er war so begeistert, dass mit Timo von Sternberg ein Ermittler in seinem Alter die Hauptfigur ist und bot mir seine fachliche Hilfe an.

Humorvolle Episoden aus dem wahren Leben

Die konnte ich beim neuen Buch sehr gut gebrauchen. Der neue Roman handelt von einer italienischen Bande, die gestohlene Antiquitäten aus der Toskana nach Deutschland verschiebt. Damit die Ermittlungsarbeit im Buch auch mit den realen Abläufen übereinstimmt, gab es für mich auch sehr viel zu entdecken und zu lernen.

Diese Recherchen sind für mich wie Türen zu unbekannten Häusern, die mir als Autor spannende Einsichten gewähren. Ohnehin sind die Wochen des Schreibens die glücklichsten Tage des Jahres. Ich liebe Menschen und ihre Originalität, manche kuriose Begegnung kann ich so auch in eine humorvolle Buchszene verwandeln.

Ein kleines Beispiel: Mein letzter Besuch beim Urologen. Dort überreicht die Sprechstunden-Hilfe jedem Patienten immer einen Liste mit Zusatzuntersuchungen, die extra berechnet werden. Obwohl ich jährlich meinen Kontrolltermin habe, rätsle ich immer noch über die Vielzahl von Optionen und frage mich als Laie, ob ich diese ganzen Untersuchungen wirklich brauche.

Doch neben der unfreiwilligenKomik, die sich für mich aus dieser Menüliste ergibt, hat mich letztes Mal eine ganz junge Sprechstundenhilfe verblüfft: Sie saß direkt neben mir auf einem Stuhl und rief in einer unfassbaren Lautstärke: “Können Sie noch gut Wasser lassen?” Ich antwortete freundlich: Warum schreien Sie so an, ich bin doch nicht schwerhörig? Sie ignorierte meinen Einwand und schrie unvermindert weiter. In meinem neuen Buch habe ich daraus eine sehr lustige Szene mit Jörg Möbius entwickelt.

Sommertosen als Mediensatire

Als langjähriger Journalist baue ich in den Romanen immer wieder auch aktuelle Medienthemen ein. In diesem Jahr feiert der Flughafen Calden sein 10jähriges Jubiläum. Er nennt sich ganz weltmännisch “Kassel Airport”. Dieses Abenteuer auf nordhessischen Kraut- und Rübenäckern hat den Steuerzahler weit über 300 Mio. gekostet. Trotzdem startet und landen dort täglich nur ein bis zwei Urlaubsflieger.

Bei meinen Recherchen habe über viele Wochen den Pressesprecher angerufen, Mails geschrieben. Nie eine Antwort oder einen Rückruf erhalten. Dann erzählte mir eine Mitarbeiterin, dass nun die verantwortliche Person aus dem Urlaub sei. Kurzentschlossen fuhr ich hin, um vor Ort zu recherchieren.

Zwei super nette Damen am Empfang strahlten glücklich: “Wie wunderschön, dass Sie einen Krimi über unseren Flughafen schreiben.” Doch auf meine Bitte den Pressesprecher anzurufen, reagierten sie ablehnend. “Der ruft sie an, wir geben die Nachricht weiter.” Bis heute keine Rückmeldung. Einfach abgetaucht.

Trotzdem gibt es im Buch eine Fülle von spannenden Flughafen Szenen. Da in Kürze in Hessen Wahlen sind, besucht im Roman auch der Ministerpräsident den Flughafen und wird in den Strudel der Ermittlungen gezogen. Ich freue mich sehr auf die erste Lesung nächste Woche vor Ort in Kassel-Calden.

Badewanne & Rotwein

Zum Schluss noch drei Anekdoten, die mich per Mail oder auch nach Lesungen erreichen: Ein Ehepaar erzählt mir, dass sich in einer abendlichen Musestunde jeweils ein Kapitel gegenseitig vorlesen. Ein Arzt aus Frankfurt berichtet, dass er den neuen Krimis wie eine Flasche Rotwein über mehrere Tage aufteilt, damit der Genuss länger anhält. Eine Leserin erzählt via Instagram, dass sie meine Krimis am Liebsten in der Badewanne liest.

Nach neun Monaten Krimi-Arbeit zwischen Idee und fertigem Buch freue ich mich über diese Rückmeldungen. Da mit dem neuen Roman die Jahreszeiten-Serie abgeschlossen ist, gibt es am Ende eine Leserumfrage: Wie soll es mit Timo von Sternberg weitergehen?

Ich bin sehr gespannt, was die Leser zurückmelden. Falls das Interesse an einer Fortsetzung besteht, kann ich mit Januar-Donner eine neue Reihe starten.

Gerne können Sie den neuen Roman “Sommertosen” direkt bei mir bestellen – wenn Sie möchten auch mit einer persönlichen Widmung. Eine kurze Mail genügt. Weitere Infos finden Sie auf www.nordhessenkrimi.de

Herzliche Grüße

Rainer Wälde