Über 12 Wochen habe ich an einem Kreativ-Programm teilgenommen: Wie gelingt es Altes loszulassen und einen Neuanfang zu wagen? Das Konzept stammt von Julia Cameron. Es geht um Träume leben – hier mein Erfahrungsbericht.

Träume leben

Den Weg des Künstlers gehen

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung – so heißt der Titel eines Romans. Er bringt sehr gut auf den Punkt, wie kostbar die ersten Morgenstunden sind. Seit drei Monaten schreibe ich direkt nach dem Aufstehen meine allerersten Gedanken auf.

Morgenseiten nennt Julia Cameron ihre Idee, die sie in ihrem Bestseller “Der Weg des Künstlers” vorstellt. Das Prinzip ist simpel: Ein großes A4-Heft, dann drei Seiten handschriftlich. Ein innerer Dialog mit den ersten Gedanken des neuen Tages. Ich sortiere meine Gefühle und gewinne dabei neue Klarheit. Generiere zudem die Energie für einem neuen Aufbruch.

Nachdem ich diese Morgenseiten nun konsequent über 90 Tage geschrieben habe, bin ich überrascht, wieviele Lebensthemen ich in dieser Zeit klären konnte. Mir scheint es, dass diese einfache Übung die Sedimente meiner Erlebnisse und Gedanken geklärt haben. Manches Getrübte verschwindet, Klarheit nimmt zu.

Kreativität als Geschenk Gottes

In ihrem Buch “Es ist nie zu spät neu anzufangen” formuliert Julia Cameron 10 Prinzipien für kreative Erneuerung: “Wenn wir uns unserer Kreativität öffnen, öffnen wir uns der Kreativität des Schöpfers in uns und unserem Leben”.

Ich finde dies einen sehr spannenden Gedanken, der in mir eine große Resonanz auslöst. Gerade beim Schreiben erlebe ich, wie viele Ideen mir im wahrsten Sinne “geschenkt” werden. Wenn ich morgens an einem neuen Kapitel meines Romans schreibe, weiß ich oft nicht, wie es inhaltlich weitergeht. Ich versuche hinzuhören, was die Figuren jetzt machen und sagen würden.

“Beim Schreiben werden wir geleitet”. Diese These von Julia Cameron kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. “Unsere kreativen Träume und Sehnsüchte sind göttlichen Ursprungs”, so Cameron.

Der wöchentliche Künstlertreff

Neben den Morgenseiten habe ich in den letzten Monaten auch den “Künstlertreff” ausprobiert. Cameron empfiehlt jede Woche einmal alleine aufzubrechen, um etwas Neues zu erforschen. Auch das ist eine Methode, um neue Kreativität zu gewinnen und den eigenen Träumen auf die Spur zu kommen.

In meinem Künstlertreff habe ich zum Beispiel eine Kaffeerösterei besucht, einen Fischzüchter kennengelernt und einen Bestatter getroffen. Jedes Treffen hat meinen Horizont erweitert und meine Kreativität befeuert.

Wobei ich zugeben muss: Die Planung meiner eigenen Beerdigung war ein echter Challenge. Mir einen Sarg auszusuchen und mich meinen eigenen Ängsten zu stellen. Doch es gab auch Anlass zum Schmunzeln: “Wir haben immer wieder Kunden, die zu Lebzeiten frieren”, erklärte der Bestatter. “Für die bieten wir im Sarg auch Wolldecken an.”

Ein Spiel der Ideen

Die Morgenseiten und auch der Künstlertreff haben etwas Spielerisches. Beide Methoden haben meine Phantasie angeregt, neue Ideen generiert. Ich bekomme wieder einen Zugang zu meinen Träumen, gewinne Mut, sie zu realisieren.

“Spielerisch zu sein ist eine Übung darin, unsere übertriebene Verstandesmäßigkeit zugunsten dessen beseitezulassen, was uns einfach glücklich macht”, erklärt Cameron. Mich hat es ermutigt, auch verrückten Ideen zu folgen.

Gerade in Krisenzeiten scheint es mir wichtig, neue Energiereserven aufzuschließen. Das 12 Wochen-Programm von Julia Cameron ist eine gute Möglichkeit, täglich kleine Schritten zu gehen und einen Lebensstil der Kreativität und Dankbarkeit zu entwickeln.

Eine kreative Sommerpause

Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich wünsche Ihnen kreative und sonnige Wochen und mache Ihnen Mut, Ihre Träume umzusetzen.

Herzliche Grüße Rainer Wälde