Was früher die große Linde mitten im Dorf war, um die sich die Menschen versammelten, um miteinander zu reden, oder der Brunnen, an dem die neusten Neuigkeiten ausgetauscht wurden – das sind heute die sozialen Netzwerke. Sicher, Menschen, die vor 1980 geboren wurden und deshalb „digitale Immigranten“ sind, bewegen sich oft nicht so leicht und selbstverständlich in dieser Welt des Web 2.0 – ganz im Gegensatz zu den „digitalen Ureinwohnern“, die mit den sozialen Netzwerken quasi großgeworden sind.

Will ich mein Leben öffentlich teilen?

Social Media ist mehr als ein Hype: Deutschlandweit sind über 27 Millionen Nutzer auf Facebook aktiv. Fast 1,5 Milliarden Menschen nutzen weltweit die beliebte Plattform. Als Mitglied haben Sie eine eigene Profilseite, auf der Sie sich vorstellen und Fotos und Videos hochladen können. Andere Nutzer können auf der Pinnwand des Profils öffentlich sichtbare Nachrichten hinterlassen, dem Mitglied eine persönliche Nachricht schicken oder mit ihm chatten. Die Kontakte eines Mitglieds heißen „Freunde“ – die via Facebook auch zu Gruppen oder Events eingeladen werden können. Über die Jahre hinweg hat Facebook etliche neue Funktionen hinzugefügt: etwa die mittlerweile sehr beliebten Live-Video Übertragungen (“Facebook Mentions”), die es ermöglichen, mit Freunden und Followern direkt in Kontakt zu treten und Fragen zu beantworten.

Persönliche Empfehlungen nutzen

Mittlerweile kommt es nicht mehr nur darauf an, einfach nur irgendwelche Informationen über ein Produkt oder eine Dienstleistung zu finden – was Google derzeit leistet –, sondern persönliche Empfehlungen von vertrauenswürdigen Personen aus dem eigenen Netzwerk zu bekommen. Und genau das bietet Facebook: Hier berichten Menschen von CDs, die sie gehört, und Büchern, die sie gelesen haben und von denen sie begeistert sind. Sie schreiben über Filme, Fahrräder, Autos, Notebooks, Turnschuhe. Und natürlich über Dienstleistungen und Unternehmen ganz allgemein.

Welchen Menschen vertraue ich?

Wer als Selbständiger bzw. Unternehmen Kontakt zu seinen Kunden haben und pflegen will, hat über Facebook also eine hervorragende, zeitgemäße Plattform dafür. Wer auf Facebook aktiv ist, offenbart sein Leben – wie weit das reicht, bestimmt natürlich jeder selbst. Keiner ist gezwungen, Details aus dem Privatleben zu veröffentlichen. Im Fall von Unternehmen, Selbständigen oder Freiberuflern wäre dies sogar höchst kontraproduktiv. Wer hier professionell auftritt und genauso viel offenbart, wie er jedem beliebigen Geschäftspartner gegenüber auch offenbaren würde, kann nichts falsch machen und muss sich auch nicht vor einem Imageverlust oder Datenmissbrauch fürchten.

Gute Chancen für neue Beziehungen

Vor Kurzem wollte eine mir unbekannte Dame mein „Freund“ werden und ich habe sie als solchen akzeptiert. Zehn Tage später meldete sie sich zu einem unserer Seminare an und erzählte mir dann, dass ihr gefallen habe, wie ich auf Facebook mit den anderen Mitgliedern umgegangen sei und sie sich deshalb für mein Angebot – nämlich die Seminare – entschieden habe und nicht für das eines Konkurrenten. Dieses Statement drückt sehr schön aus, was Facebook auch sein kann: eine Möglichkeit für potenzielle Kunden, sich über ein Unternehmen oder eine Dienstleistung zu informieren und durch die Art, wie sich ein Unternehmen oder ein Selbständiger dort präsentiert, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Damit ein solches Vertrauen entstehen kann, ist ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit den anderen Mitgliedern oberstes Gebot: Lästereien und abwertende Bemerkungen beispielsweise über Kunden, Vorgesetzte oder Mitarbeiter sind einfach tabu. Wer schreibt, der bleibt – das gilt erst recht für das Internet. Es vergisst nichts.

Starten Sie einen interessanten Dialog

Eine weitere gute Möglichkeit, regelmäßig mit seinen Facebook-„Freunden“ zu kommunizieren, praktiziert mein Unternehmensberater: Er ruft immer ein „Thema der Woche“ aus, das er an seiner Pinnwand veröffentlicht und dann darüber mit seinen Kunden diskutiert. Es entsteht ein Dialog mit ganz unterschiedlichen Facetten und Aspekten, ähnlich wie in einem Forum – oder wie damals unter der Linde, mitten im Dorf. Facebook ist für ihn also eine unkomplizierte Möglichkeit, mit seinen Kunden direkt ins Gespräch zu kommen. Was mein Unternehmensberater weiß und beherzigt: Plumpe Werbung kommt überhaupt nicht gut an in der Facebook-Community. Wer nervt, wird weggeklickt oder als „Freund“ gelöscht – und spielt dann auch als Geschäftspartner keine Rolle mehr. So einfach ist das.

Echte, lebendige Beziehungen zählen

Meine Aktivitäten und die meiner Freunde werden auf der Startseite von Facebook abgebildet – in der Rubrik „Neuigkeiten“ habe ich einen schnellen Überblick darüber, wer etwas veröffentlicht hat. Wer nicht veröffentlicht, erscheint hier auch nicht. Und deshalb geht es auf Facebook zu wie im echten Leben – wer keine echten, lebendigen Beziehungen zu anderen pflegt, befindet sich außerhalb der Wahrnehmung von anderen Menschen. Und deswegen ist meine Facebook-Präsenz auch nicht so sehr eine Frage der Zeit, sondern eher eine ganz andere: Will ich mit anderen kommunizieren oder nicht? Wer das nicht will, braucht natürlich kein Facebook-Profil, das ist klar. Allen anderen kann ich sie nur ans Herz legen.