Jetzt hat es mich auch erwischt: Ich zähle zu der Bevölkerungsgruppe über 60. Willkommen im Klub der glücklichsten Menschen, wie die Zufriedenheitsforschung derzeit in ihren Studien belegen.

Zufriedenheit
Foto: shutterstock

Warum werden wir mit jedem Jahr glücklicher?

Die Blicke hätten Sie sehen sollen: Am Freitag erzählte ich guten Freunden, dass ich mit jedem Jahr glücklicher werde. Überraschte Gesichter. Selbst meine Frau schaute mich verwundert an. Was kommt denn jetzt? Trotz Corona und der fünften Welle bin ich glücklich. Ist das nicht zutiefst paradox?

Nein!, sagen die Forscher. „Die Zeit“ berichtet über Professor Andrew Oswald, den „Gründungsvater der Zufriedenheitsforschung“. Nachdem die Wissenschaftler weltweit die Daten von Hunderttausenden von Menschen ausgewertet hatten, kamen sie zu folgendem Schluss: „Immer waren die Jungen sehr zufrieden, dann ging es bergab, bis in der Lebensmitte der Tiefpunkt erreicht war, bei den Europäern mit 47 Jahren. Danach stieg die Zufriedenheit auf das Niveau der Jugendzeit an.“

Oswald berichtet von einer U-Kurve, die das Forscherteam in beinahe 200 Ländern gefunden hat: „Die Jahre ab 50, vor allem die ab 60, sind für die meisten Menschen besser als je zuvor. Wo früher das Ende seinen Anfang nahm, beginnt heute eine zweite Lebenshälfte, die sogar schöner sein kann als die erste.“

Sie können verstehen, dass ich beim Lesen direkt einen Luftsprung machte. Diese Beobachtung bestätigt auch der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Hannes Schwandt, der in Chicago unterrichtet: „Menschen mit 23 und 69 sind am zufriedensten.“ Das sind gute Aussichten und ich bekenne ganz offen: Ich freue mich gerade auf die nächsten Jahre.

Das Alter übertrifft oft unsere Erwartungen

Mein Vorbild in Sachen Älterwerden ist mein Vater. Kurz vor 60 wurde er als Produktionsleiter in einem Freiburger Industrieunternehmen in den Vorruhestand geschickt. Glücklich wie ein kleiner Junge richtete er sich im Souterrain seines Hauses eine Feinmechaniker-Werkstatt ein. Vielleicht hatten ihn Heinz Rühmann und dessen Lehrer Bömmel in der „Feuerzangenbowle“ inspiriert: „Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mehr uns janz dumm.“

Auf jeden Fall ging mein Vater morgens die Treppe hinunter, um aus rohen Messingblöcken kleinste Schrauben und Kolben für eine Dampfmaschine zu drehen. Zum Mittagessen kam er strahlend wieder hoch und fragte schelmisch: „Willsch mol was sehe?“ Dann zog er aus seinem Leinentuch ein kleines Wunderwerk hervor und grinste überglücklich. Heute stehen einige seiner Modelle bei mir im Büro und erinnern mich an die 35 glücklichen Jahre, die er als bastelnder Rentner erlebt hat.

In der „Zeit“ bin ich über ein passendes Wort gestolpert: „Zufriedenheitsparadoxon“ – so nennen die Forscher dieses Phänomen über 60: „Es besagt, dass sich trotz objektiv schlechterer Lebensumstände das Lebensgefühl subjektiv verbessert.“ Ich finde, das passt auch zu meinem Erleben in der Pandemie. Trotz meiner Existenzängste und Sorgen als Selbstständiger bin ich subjektiv glücklich. Paradox? Ganz sicher in meinem Fall!

Warum nicht etwas Verrücktes ausprobieren?

Vielleicht haben Sie vor zwei Wochen den Polizeiruf Hildes Erbe gesehen. In der Serie wird ein neuer Kommissar eingeführt. Sein Debüt und auch die Geschichte fand ich so ungewöhnlich, dass ich nach den Drehbuchautoren gesucht habe: Anika Wangard & Eoin Moore. Die beiden leiten jedes Jahr eine Masterclass für Krimiautoren, die neue Stoffe für das Fernsehen entwickeln und anbieten.

Nach meiner Begeisterung für ihr außergewöhnlich gutes Drehbuch habe ich mich bei ihnen beworben. Zu meinem Glück wurde ich jetzt als letzter Teilnehmer aufgenommen. Ende April werde ich zu ihnen nach Brandenburg reisen, um meine Geschichten für das Fernsehen zu adaptieren.

Nun habe ich natürlich keine Garantie, dass meine Timo von Sternberg-Krimis auch produziert werden. Aber ich will einfach mal etwas Verrücktes ausprobieren. Ich bin neugierig auf die anderen Drehbuch-Autoren in der Meisterklasse, die sicher deutlich jünger sind. Sie bringen frische Ideen und Leidenschaft mit.

Dieses Miteinander der Generationen passt nach meiner Erfahrung sehr gut: Menschen Mitte 20 und über 60 – so die Forscher – sind am zufriedensten. Unser Glück addiert sich. Und wer weiß, vielleicht laufen meine Krimis eines Tages auch im Fernsehen?