Haben Sie den Mut Ihre Fantasie spielen zu lassen? Sind Sie bereit Bewährtes aufzugeben und Neues zu wagen? Ich bin überzeugt für die Zeit nach der Pandemie brauchen wir Selbständige und Führungskräfte, die ihre Kreativität neu entfalten.

Kreativität
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Nutzen Sie Ihre Gabe der schöpferischen Intelligenz

Von Albert Einstein ist eine spannende Geschichte überliefert: Jahrelang beschäftigte er sich mit Widersprüchen in der Physik. Es ging um Lichtausbreitung. Dann passierte es: Im Frühjahr 1905 unterhielt sich Einstein mit einem Freund und hatte den berühmten Geistesblitz. Plötzlich hatte er das Problem vollständig gelöst.

Für den Physiker und Philosophen Stefan Klein, der in dieser Woche sein neues Buch veröffentlich “Wie wir die Welt verändern” ist Einstein ein ermutigendes Beispiel. Er führt uns die Gabe der schöpferischen Intelligenz vor Augen, die in jedem von uns schlummert.

“In glücklichen Momenten kann der menschliche Geist sich selbst übertreffen. Deswegen und weil gute Ideen uns fast immer dann überkommen, wenn wir am wenigsten mit ihnen rechnen, erscheint uns unser eigenes schöpferisches Denken von jeher geheimnisvoll.” Das betont Klein in einem aktuellen Essay für das “Zeit Magazin”

Jedes Aha-Erlebnis erzeugt überschwängliche Freude

“Heureka” rief Asterix bei der Lösung eines schwierigen Problems. Jedes Aha-Erlebnis bietet so einen Moment der überschwänglichen Freunde. Plötzlich öffnet sich eine neue Welt, ein neuer Horizont. Das undenkbare wird plötzlich denkbar.

Stefan Klein inspiriert mich über meine eigene Kreativität nachzudenken. Nach seiner Recherche gibt es das Wort erst seit 150 Jahren in unserer Sprache. “Ebenso lange blieb ungeklärt was Kreativität – das Vermögen, Neues und Wertvolles zu schaffen – eigentlich ausmacht”, so Klein.

Der Philosoph betont: “Schöpferisches Denken folgt nicht aus einer speziellen Fähigkeit, sondern ergibt sich aus elementaren Funktionen des Verstandes, über die jeder Mensch verfügt.” Klein berichtet von neuen Erkenntnissen der Neurowissenschaft. Danach wird die “Wahrnehmung der Außenwelt heruntergedimmt, obwohl wir hellwach sind.”

Dabei richtet sich der Verstand nicht auf ein bestimmtes Ziel, sondern “er mäandert und erleichtert, einem weit aufgeblendeten Scheinwerfer gleich, eine geistige Landschaft, hebt aber keinen Gegenstand besonders hervor”, wie Klein betont.

Wenn sich eine neue geistige Landschaft öffnet

Diese Beobachtungen kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. In der letzten Woche habe ich Ihnen von meinem ersten Gutshof-Krimi berichtet, den ich während der Pandemie geschrieben habe. Zugegeben, ich war ziemlich unsicher, ob mein Debüt als Roman-Autor gelingt.

Doch diesen Effekt des kreativen “Mäanderns” habe ich täglich erlebt. Plötzlich bekamen die Figuren ein Stimme, einen Charakter und eine Biografie. Sie fingen an in meinem Inneren zu atmen und zu sprechen. Plötzlich wurden ihre Marotten sichtbar und ihre inneren Konflikte.

Im kreativen Flow waren auch die männlichen und weiblichen Anteile gefragt: Beim Schreiben schlüpfte ich in die eine, dann in die andere Rolle. Mal war ich Mann, mal eine Frau. Diese Erfahrung habe ich erst in der späten Reflexion begriffen. Das war mir im eigentlichen Schreibprozess gar nicht bewusst, sondern eine intuitive Form der gelebten Kreativität.

Kreativität entfaltet sich zwischen Menschen

Stefan Klein betont: “Kreativität ist kein isoliertes Talent – sondern vielmehr die Kunst, Gegensätze in einem Kopf zu vereinen. Ideen entstehen, wenn es der Logik gelingt, die Träume zu reiten.” Von daher mache ich Ihnen Mut, Ihre Kreativität auch durch einen Wechsel der Methoden, der Ausdrucksformen zu entfalten.

Als ich die 240 Buchseiten für meinen Gutshof-Krimi geschrieben habe, wurde mir deutlich, wie wichtig es ist, die Kreativität täglich neu zu trainieren. Dazu habe ich sehr viel mit anderen Menschen und anderen Berufen gesprochen, um neue Sichtweisen kennenzulernen. Ich bin überzeugt, dass sich Kreativität auch im Dialog mit einem Gegenüber entfaltet.

Doch neben dem Dialog scheint mir auch Neugier besonders wichtig. Der Nobelpreisträger Isidor Isaac Rabi nennt sie die “Peter Pans der menschlichen Rasse. Sie behalten ihre Neugier und werden niemals erwachsen.”

Ich finde es interessant, wieviele erfolgreiche Wissenschaftler, nebenbei als Musiker, Maler oder Autor tätig sind. Klein attestiert: “Die Wahrscheinlichkeit, das ein Nobelpreisträger zugleich als bildender oder darstellender Künstler hervortritt, ist 30-mal höher als beim Durchschnitt der Bevölkerung.”

Wagen Sie eine Musterunterbrechung

Zum Schluss möchte ich noch eine Erkenntnis mit Ihnen teilen: Ich bin überzeugt, dass wir als Selbständige und als Führungskräfte in dieser gesellschaftlichen Umbruchszeit unsere Kreativität neu entfalten müssen.

Musterunterbrechung nennen das die Psychologen. Doch es braucht Mut, das Bewährte aufzugeben und neue Wege einzuschlagen. Das habe ich auch in den letzten sieben Tagen erfahren. Ich war neugierig und nervös, wie die ersten Leser auf mein Debüt als Krimi-Autor reagieren. Wie sie diese neue Form meine Kreativität auszuleben, empfinden.

Dabei war ich überrascht, wie innerhalb weniger Stunden eine Welle der Begeisterung durch die sozialen Netzwerke ging. Reihenweise wurden Fotos und Kommentare gepostet: Fotos vom Lesen in der Badewanne oder bei Kerzenlicht und Rotwein.

Ein lieber Freund schrieb: “Du hast dir selbst ein Highlight nur aus dir selbst heraus geschaffen in diesen für euch so schweren Zeiten. Überall lese ich Posts von Leuten, die es schon gelesen haben und empfehlen, das ist sehr schön zu sehen.” Diese ermutigenden Reaktionen setzen auch bei mir neue Formen der Kreativität frei. Lassen Sie sich heute anstecken und freuen Sie sich über Ihre vielfältigen Geistesblitze.

Nordhessenkrimi, Auftakt der Regionalserie, Cover