Albert Einstein war ein Genie – auch in der Selbstvermarktung. Angeblich wühlte er, sobald er Pressefotografen traf, seine Haare mit beiden Händen auf. Ihm war bewußt, wie wichtig der typische Einstein-Look für die Medien ist.

Selbstvermarktung
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Genial – auch in der Kunst der Selbstvermarktung

In seinem neuesten Buch zeigt der Dr. Rainer Zitelmann den Aufstieg von Albert Einstein auf. Der Historiker und Soziale belegt, wie clever Einstein mit der Presse spielte: “Die Genialität dieses Physikers bestand nicht nur darin, dass er die Relativitätstheorie formulierte, sondern auch darin, dass er die Kunst der Selbstvermarktung so beherrschte wie kein anderer Wissenschaftler seiner Zeit.”

Spannend finde ich den Hinweis auf ein Interview, das Einstein 1919 mit der “New York Times” geführt hat. Statt auf die Frage der Reporter zu warten, stelle er sich selbst eine Frage: “Woher kommt es, dass mich niemand versteht und jeder mag?” Dazu seine eigene Antwort: “Ich glaube bestimmt, dass es das Geheimnisvolle des Nichtbegriffenen ist, das sie bezaubert.”

Ich finde diese Erläuterung besonders kurios, weil sich Einstein laut seinem Biografen Walter Isaacson lustig darüber machte, “dass nun jeder Kutscher und jeder Kellner darüber diskutiere, ob die Relativitätstheorie richtig sei.”

Aktive Pressearbeit in eigener Sache

Auch die Biografie von Jürgen Neffe bestätigt, wie clever Einstein seine Pressearbeit in eigener Sache betrieben hat: “So wie ihn die Medien benutzen, so lernt er allmählich, sich deren Einfluss dienstbar zu machen – anfangs noch ziemlich ungeschickt, schließlich immer ausgefuchster.” Neffe ergänzt in seiner Biografie: “Durch seinen souveränen Umgang mit Presse, Funk und Film schafft er etwas, das Werbestrategen heute wohl Markenzeichen nennen würden.”

Zur Selbstvermarktung von Albert Einstein gehört auch das berühmte Foto bei, das an seinem 72. Geburtstag aufgenommen wurde: Der Physiker mit herausgestreckter Zunge. Es ist bis heute Markenzeichen und Teil der Pop-Art-Kultur. Einstein fand das Bild und sich selbst anscheinend so cool, dass er zahlreiche Abzüge machen lies und sie an Freunde, aber auch an Kollegen schickte.

Einstein nutzte die mediale Reichweite, die ihm die Medien boten. Als er nach seinem Beruf gefragt wurde, antworte er einmal “Fotomodell”. Bei einem Besuch eines Hopi-Stammes am Grand Canyon, posierte Albert Einstein im vollen Federschmuck. Biograf Jürgen Neffe bemerkt: “Futter für die Kameras der Fotografen”.

Weltweite Vorträge, um Anhänger zu sammeln

Einsteins Popularität wurde durch die weltweiten Vorträge noch gesteigert. Rainer Zitelman betont: “Einstein tat alles, um seine Bekanntheit zu fördern. Während andere Wissenschaftler vor allem auf Fachkongressen sprechen, hielt er weltweit Vorträge vor einem Massenpublikum.”

Jürgen Neffe erklärt: “In der Manier eines Religionsstifters, der auszieht, seine Lehre zu predigen und Anhänger zu sammeln, hält Einstein weltweit Vorlesungen in überfüllten Sälen und ausverkauften Häusern.” Dieses Live-Erlebnis ist sicherlich bis heute ein wichtiges Instrument der Selbstvermarktung, wie das neue Buch “Die Kunst, berühmt zu werden” belegt.

berühmt werden

Gezielte Provokation sorgt für Schlagzeilen

Bereits 100 Jahre vor Donald Trump hatte Einstein erkannt, wie wichtig gezielte Provokation für die Medien sind. Wie viele erfolgreiche Selbstvermarkter positionierte er sich als Rebell: Die ausgestreckte Zunge, die zerzausten Haare waren nur äußere Zeichen seiner Auflehnung gegen Kleiderordnung und bürgerliche Konventionen.

“Er lehnt sich gegen jede Art von autoritärer Struktur auf”, schreibt Neffe, “gegen die starren Gesetze in Schule und Universität, gegen das Regelwerk bürgerlicher Existenz.” Einstein war sehr selbstbewusst und scheute sich nicht auch Kollegen auf deren Fehler hinzuweisen.

Für den Harvard-Psychologen Howard Gardner war Einstein “das ewige Kind”. Eine Eigenschaft, die etliche Meister der Selbstvermarktung auszeichnet. Auch Steve Jobs oder Muhammad Ali, die in Zitelmanns Buch vorgestellt werden, zählen dazu. Sie haben sich zeitlebens ein Stück ihrer Kindheit bewahrt.

Selbstvermarktung mit Zitaten

Ein letzter Punkt, der zu Einsteins Mythos bis heute beiträgt sind seine Aphorismen und Zitate. “Wo ich geh und wo ich steh, stets ein Bild von mir ich seh”, texte der Physiker: “Männlein, Weiblein wundersam holen sich ein Autogramm, jeder muss ein Kritzel haben von dem hochgelehrten Knaben.”

Diese Verse wurden von den Medien abgedruckt und millionenfach verbreitet. Heute würde Einstein sicherlich Instagram, Twitter und Facebook nutzen, um seine Aphorismen zu veröffentlichen. All das war “kein Zufall, sondern Ergebnis einer genialen Selbstvermarktungsstrategie”.

In der kommenden Woche führe ich Sie hinter die Kulissen einer erfolgreichen Pressearbeit. Ich zeige Ihnen, wie Sie ganz im Sinne von Albert Einstein die Reichweite der Medien für Ihr Storytelling nutzen.