Über die Hälfte meiner Blogleser träumen davon ihr erstes Buch zu schreiben. Im dritten Teil meiner Sommer-Serie zeige ich Ihnen, wie Sie in den kreativen Schreibfluss kommen und Ihr erstes Kapitel verfassen. Dabei spielt die Wahl eines kreativen Ortes eine zentrale Rolle.
Suchen Sie sich einen kreativen Ort
Wenn Sie vor der Wahl stehen: Wo will ich mein erstes Buch schreiben? Was wäre Ihnen lieber: Der dritte Stock eines Bürogebäudes mit Blick auf den Parkplatz? Oder der feine Sandstrand einer Nordseeinsel? Zugegeben: Mein erstes Buch habe ich 1990 in einer Kellerwohnung in Braunfels verfasst und es hat ewig gedauert.
Warum es so lange ging? Ich hatte noch keinen klaren Plan und die Bedeutung meines Schreibortes unterschätzt. Erst nachdem ich mich mit drei weiteren Büchern in der Kellerwohnung abgequält habe, wurde mir bewusst: Ich brauche einen besseren Ort, an dem ich ungestört schreiben kann. Mir war klar geworden: Zuhause werde ich ständig aus dem Schreibfluss geworfen. Ob Postbote, Telefonate oder E-Mail – immer kommt etwas dazwischen und es brauche Monate, um mein Manuskript fertig zu schreiben.
Bei der Suche nach einem geeigneten Ort habe ich ganz auf meine Intuition gehört: Wo fühlst Du Dich besonders wohl? Am Meer! Wo stört Dich garantiert niemand? Auf Korsika! Gesagt getan. Mit einem schweren IBM-Computer bin ich nach Calvi geflogen und für mich zwei Wochen Schreibzeit in ein Hotel am Strand eingebucht.
Wie wäre es mit einer Komponistenhütte?
Ich erinnere mich noch gut an den ersten Morgen auf der Dachterrasse des Hotels. Während um 9 Uhr die ersten Gäste zum Strand pilgern, sitze ich mit einem großen Sonnenhut an meinem Computer und fange an zu texten. Während der Vorbereitung zu meinem Staatsexamen habe ich Disziplin nach Stundenplan trainiert. 50 Minuten konzentriertes Arbeiten, dann 10 Minuten Pause, strecken, aufstehen und weiter gehts. Dann mit einer kurzen Mittagspause weiter bis 18 Uhr.
Vielleicht schmunzeln Sie gerade, während Sie meine Zeilen lesen: Buchschreiben ist Planung, Handwerk und Disziplin. Wie etliche Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahren professionell ein Buch nach dem anderen verfassen, ist dies meine zentrale Erkenntnis. Mir persönlich hilft es dabei am Meer zu sitzen und in die Weite zu schauen.
Mittlerweile habe ich über 20 Bücher verfasst – die meisten davon an einem kreativen Ort am Meer. Mitunter reicht auch ein Ferienhaus mit Weitsicht oder ein kleines Hotel im Westerwald direkt am See. Gerne erinnere ich mich an einen Besuch im Haus des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Um ungestört an seinen Werken arbeiten zu können, hat er sich neben dem Wohnhaus eine kleine “Komponistenhütte” errichtet. In diesem Video können Sie einen Blick hineinwerfen.
Ihr erstes Probekapitel
Wenn Sie Ihr erstes Buch bei einem Verlag vorstellen möchten, empfehle ich Ihnen zuerst ein “Probekapitel” zu schreiben, in dem Sie Ihren Stil ausprobieren. Welche Bilder und Symbole möchten Sie verwenden? Was ist ein packender Einstieg? Schreiben Sie bildhaft, damit bei Ihrem Leser “Kino im Kopf” entsteht und er sich die Orte Ihrer Geschichte visuell vorstellen kann.
Mein Tipp: Starten Sie mitten im Buch. Es ist mitunter viel einfacher mit dem dritten Kapitel zu starten, um in den Schreibfluss zu kommen. Gerade beim ersten Buch sollte die Freude am Schreiben überwiegen. Machen Sie es sich leicht und erzählen Sie zuerst eine Geschichte, die Ihnen leicht fällt und “flott von der Feder fließt”.
Apropos Feder: Ich kenne einen erfolgreichen Buchautor, der seit 30 Jahren viele Bücher mit seinem Kugelschreiber verfasst. Er schreibt alle Geschichten mit der Hand, ganz klassisch auf Papier und lässt sie dann abschreiben. Das ist seine persönliche Methode, um einen Roman nach dem anderen zu verfassen.
Ich persönlich verwende meinen vorab erstellten Plan, in dem ich bereits alle Kapitelüberschriften formuliert und erste Inhalte strukturiert habe. Dann wähle ich mir eine spannende Geschichte aus, mit der ich mein Probekapitel starten will und lege los. Wichtig dabei: Der innere Kritiker hat während der Schreibphase einen Knebel im Mund. Immer wenn er sich meldet und einen Satz kritisiert, meckere ich zurück: “Halte die Klappe, jetzt schreibe ich!”
Mein erstes Buch: So gelingt es
Im vierten Teil meiner Serie stelle ich Ihnen nächste Woche mein Sieben-Schritte-Programm vor, damit Ihr Traum von einem eigenen Buch gelingt. Ich habe dazu sieben Videos aufgenommen, die Sie ganz praktisch durch den Schreibprozess führen. Dabei geht es auch um die Frage, wie Sie einen Buchgestalter und einen passenden Lektor für Ihr erstes Buch finden.
